Pressemitteilung: Schauspiel und Politik gemeinsam gegen Gagendumping

BFFS Geschäftsstelle
14. Februar 2012

Schauspiel und Politik gemeinsam gegen Gagendumping

Gespräche in Berlin

Berlin, den 16. Februar 2012

Am 16. Februar standen viele Schauspielerinnen und Schauspieler nicht für Dreharbeiten zur Verfügung. Sie folgten damit einem Aufruf des Bundesverbandes der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS), der diesen Tag zum Sperrtag erklärt hatte.

Hintergrund sind die stockenden Tarifverhandlungen mit der Produzen- tenallianz, in denen der BFFS gemeinsam mit ver.di verbindliche Re- gelungen gegen das zunehmende Gagendumping erreichen möchte. Statt zu drehen, trafen sich etwa 50 namhafte Schauspielerinnen und Schauspieler wie Jasmin Tabatabai, Michael Mendl oder Claudia Mi- chelsen mit Politikerinnen und Politikern des Deutschen Bundestages aus fast allen Fraktionen, um bei einem gemeinsamen Frühstück über die Anliegen der Schauspielerinnen und Schauspieler zur angemessenen Vergütung, zum Urheberrecht und zum sozialen Schutz zu sprechen.

In konstruktiver Gesprächsatmosphäre berichteten Peter Lohmeyer, Annette Frier oder Heikko Deutschmann, stellvertretend für viele andere, weniger bekannte Kolleginnen und Kollegen, über Missstände bei Kino- und Fernsehproduktionen. So werden Arbeitszeiten oft überschritten, Sozialabgaben falsch abgerechnet, gesetzeswidrig Rechteabtretungen verlangt und insbesondere unbekannte Kolleginnen und Kollegen mit Dumpinggagen abgespeist.

Die strukturelle Benachteiligung der Schauspielerinnen und Schauspie- ler im deutschen Sozialversicherungssystem war ein wichtiges Thema. Hier ging es vor allem um die dringend erforderliche Korrektur der ge- setzlichen Regelung zum Bezug von Arbeitslosengeld I für Künstler und Kulturschaffende.

Die Gäste aus Bundes- und Landespolitik, unter anderem Monika Grüt- ters (CDU), Angelika Krüger-Leißner (SPD), Burkhardt Möller-Sönksen (FDP) und Omid Nouripour (BÜNDNIS90/GRÜNE), sicherten ihre massive Unterstützung bei der Behebung dieser Missstände zu.

Stimmen der Schauspieler:

Anja Kling:

„Es wurde höchste Zeit, dass sich die Politik ernsthaft mit uns beschäftigt.“

Heikko Deutschmann:

„Die Realität hinter der Glitzerwelt ist erschreckend. Viele Kolleginnen und Kollegen führen einen Kampf am Existenzminimum.

Annette Frier:

„In der gnadenlosen Abwärtsspirale des gesteuerten Gagenverfalls gehen vor allem Schauspieler, die kleinere Rollen spielen, vor die Hunde.“

Andreas Pietschmann:

„Das überkommene uralte Vorurteil, Schauspielerei sei ein Beruf für den Bettelstab, darf nicht im 21. Jahrhundert für viele Kollegen zur Realität gemacht werden!“

Hannes Jaenicke:

„Das Gagendumping, das vor allem die Sender zu verantworten ha- ben, macht aus unserem Beruf eine Nebentätigkeit.“

Unterstützung erfährt der BFFS auch bei Staatsminister Bernd Neumann und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wo- wereit. Diese hatten sich bei der Vergabe des DEUTSCHEN SCHAU- SPIELERPREISES am letzten Sonntag in ihren Reden für die Zunft der Schauspielerinnen und Schauspieler stark gemacht. Neumann, der den Sonderpreis für eine Persönlichkeit, die durch ihr Wirken in besonderer Weise die Kreativität der Schauspielerinnen und Schauspieler ermöglicht und gefördert hat, erhielt, sagte dem BFFS zu, gemeinsam gegen das Gagendumping zu kämpfen.