Autogrammkarten für Ursula, für Angela und für Arbeitslosengeld 1

Heinrich Schafmeister
9. März 2012

Berlin, 9. März 2012. Der BFFS fordert seine Mitglieder und alle anderen Schauspielerinnen und Schauspieler auf, ihre Autogrammkarten mit persönlicher Widmung an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Arbeitsministerin Ursula von der Leyen zu schicken, um einen gerechten Arbeitslosengeld-1-Anspruch durchzusetzen.

AUtogrammkartenaktion
"Für Ursula", "Für Angela", für Arbeitslosengeld 1

In Kürze wird eine Arbeitslosengeld-1-Regelung reformiert, das eigens vor drei Jahren geschaffen wurde, damit kurz befristet Beschäftigte, wie z. B. Schauspieler und Filmschaffende, bereits mit 180 statt 360 Sozialversicherungstagen in der 2-jährigen Rahmenfrist Anspruch auf Leistungen bekommen können.

Schauspieler sind kurz befristet Beschäftigte und sitzen als solche sozialrechtlich zwischen allen Stühlen. Sie zahlen als Angestellte immer in die Arbeitslosenversicherung ein, haben aber aufgrund ihrer berufsbedingt kurzen Engagements, die ca. zwischen 3 Wochen und 5 Monate dauern, kaum eine Chance, Arbeitslosengeld 1 zu beanspruchen.

Diese Benachteiligung sollte durch das so genannte „Anwartschaftszeitänderungsgesetz“ abgemildert werden. Aber durch die hohen Hürden des Gesetzes ist bislang nur eine Handvoll der Zielgruppe in den Genuss von Leistungen gekommen. Durch das Gesetz eröffnet sich laut der vom BFFS initiierten BEMA-Studie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster nur für 4,6 Prozent der Schauspieler ein theoretischer Anspruch auf Arbeitslosengeld 1.

Die konkreten Messungen der zuständigen Behörden sind noch niederschmetternder: In der geprüften 20-monatigen Laufzeit haben insgesamt nur 463 kurz befristet Beschäftigte zusätzlich Arbeitslosengeld 1 bekommen – unter ihnen waren nur 199 Künstler und Kulturschaffende.

Die ursprünglichen amtlichen Prognosen gingen von 10.000 zusätzlichen Arbeitslosengeld-1-Empfängern und von Mehrkosten in Höhe von 50 Millionen Euro aus – pro Jahr. Tatsächlich mussten im zweiten Prüfjahr nicht mehr als 1,7 Millionen Euro zusätzlich ausgegeben werden (3,4 Prozent der ursprünglich veranschlagten Mehrkosten).

Diese Vorhersagen waren also weit übertrieben und es dürfte nun seitens des Gesetzgebers eigentlich keine Bedenken mehr geben, das Gesetz an die tatsächliche Situation der kurz befristet Beschäftigten anzupassen.

Die in der Verantwortung stehenden Regierungsparteien beabsichtigen zwar, eine der restriktiven Hürden etwas abzumildern, scheuen sich aber vor einer konsequenten Lösung. Alle Künstler und Kulturschaffende, die überwiegend länger als 10 Wochen engagiert sind, würden aufgrund der Regierungspläne weiterhin in die Röhre schauen. Das trifft insbesondere die vielen gastierenden Bühnenschauspieler und die meisten Teamleute am Set. Auch alle kurz befristet Beschäftigte, die mehr als 30.680 Euro im Jahr verdienen, würden wie bisher durch eine entsprechende Hürde vom Leistungsbezug ausgeschlossen.

Die bewusst charmant angelegte Autogrammkartenaktion soll einen dringenden Appell an die Politik richten. Mit den persönlich signierten Autogrammkarten an Angela Merkel und Ursula von der Leyen können Schauspieler „Gesicht“ zeigen. Vielleicht fasst sich die Regierungskoalition auf den letzten Metern doch noch ein Herz, das Gesetz deutlich mutiger auszugestalten.

Auf der BFFS-Website befinden sich die Vorschläge des BFFS zur Neuregelung, die als Aufkleber auf die Rückseite der Autogrammkarte gehören.

Ein einseitiger Handzettel zur Autogrammkartenaktion auf der BFFS-Website kann an andere Kolleginnen und Kollegen verteilt werden.

Anlässlich der Schauspielstammtische am 5. März in Hamburg, Berlin, Köln und München haben bereits zahlreiche Schauspielerinnen und Schauspieler die Gelegenheit genutzt, Ihre Autogrammkarten zu signieren.

Der BFFS hofft, dass mit Hilfe der Schauspielerinnen und Schauspieler Angela Merkel und Ursula von der Leyen zu einer ansehnlichen Autogrammsammlung kommen und die Künstler und Kulturschaffenden endlich zu einem gerechten Anspruch auf Arbeitslosengeld 1.

Kommentarfunktion geschlossen.