BFFS fordert seriöse Berichterstattung über Schaupieleinkommen

BFFS Geschäftsstelle
16. August 2013
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Der Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS) kritisiert die von einigen Printmedien veröffentlichte falsche Berichterstattung über die angeblichen Topgagen von Schauspielern.

„Die hier genannten Zahlen sind allenfalls geeignet, eine Neiddebatte zu schüren; seriöse Aufklärung über die tatsächlichen Verdienstverhältnisse unserer Branche können sie nicht leisten“, so Hans-Werner Meyer, Vorstandsmitglied des BFFS und ergänzt: „Dies ist umso ärgerlicher, weil gerade die BILD-Zeitung in ihrem Artikel vom 10.11.2012 gezeigt hat, dass sie um die richtigen Verdienstverhältnisse weiß.“

Der BFFS hat 2010 die unter Leitung von Prof. Dr. Andrea Bührmann an der Wilhelms-Universität in Münster erstellte BEMA Studie zu Einkommens- und Beschäftigungsverhältnissen von Schauspielern vorgestellt. Danach stellen sich die tatsächlichen Fakten gänzlich anders dar: Mehr als zwei Drittel der in Deutschland berufsmäßig tätigen Schauspieler verdienen durch ihre Arbeit pro Jahr weniger als 30.000€ brutto. Die tatsächlichen Verdienstverhältnisse der Schauspieler und Schauspielerinnen liegen damit pro Jahr 6.600€ unter dem Bundesdurchschnitt. Die Studie zeigt auch, dass die überwiegende Mehrzahl der Schauspieler jährlich von 10 bis 20 bezahlten Drehtagen leben. Lediglich 4,7% der Schauspieler erzielen durch ihre Arbeit Einkommen über 100.000€ pro Jahr.

„Die jüngste Berichterstattung von BILD und Focus über die vermeintlichen Verdienstverhältnisse „pro Tag“ erwecke zudem ein völlig falsches Bild“, so Hans-Werner Meyer. Grundsätzlich erhalten Schauspieler pro Drehtag, also für den Tag, an dem die Arbeit am Set abgeliefert wird, eine Vergütung. Der tatsächliche Arbeitsaufwand für einen Drehtag beträgt jedoch mindestens eine Woche. Diese Arbeitszeit ist mit der Drehtagsvergütung abgegolten und wird nicht gesondert entlohnt. Ab drei Drehtagen müssen außerdem Gagenabzüge von bis zu 20% hingenommen werden. So bleiben von der Bruttogage nach Abzug der Steuern und Agenturprovision maximal 37% übrig. In Zeiten der ständig sinkenden Budgets werden häufig nur noch sogenannte „Sondergagen“ gezahlt, die mit der nominellen Drehtagsgage längst nichts mehr zu tun haben.

Hans-Werner Meyer: „Keinem von uns wird etwas geschenkt. Auch die Großverdiener unserer Zunft haben jeden Cent, den sie bekommen, hart erarbeitet. Der Verdienst eines Mario Götze im Fußball wird doch auch nicht angezweifelt. Warum also der weit geringere unserer Stars, die uns Träume, Identität und gute Unterhaltung geben? Ein Land sollte stolz auf seine Stars sein und nicht neidisch. Ein Land ohne Stars wäre ein sehr trauriges. Ein Land ohne Kultur eine triste Wüste.“

Der BFFS stellt die Frage, wem die in jüngster Zeit durch Boulevardmedien initiierte Neiddebatte eigentlich nützt und fordert eine Debatte über die notwendige Frage, welchen Wert der kulturellen Arbeit in Deutschland eingeräumt werden soll. „Kulturschaffende müssen von ihrer Arbeit wie andere Berufstätige leben können, hierzu müssen endlich die Rahmenbedingungen geschaffen werden“, so Hans-Werner Meyer.