Vier Jahre "Auf den Hund gekommen"

Heinrich Schafmeister
13. August 2014
Copyright Joerg Schreier
Copyright Joerg Schreier

„Auf den Hund gekommen“ heißt noch nicht „Auf den Mund gefallen“. Nach diesem Motto wenden sich nun schon seit vier Jahren zahlreiche Schauspielerinnen und Schauspieler, Agenturen, Besetzungsleute und andere an unsere Emailadresse aufdenhundgekommen@bffs.de und berichten von allen Dingen rund um ihre Arbeit, die illegitim oder illegal erscheinen, eben „auf den Hund gekommen“ sind.

Wir brauchen immer wieder den Durchblick, was in unserer Film-, Fernseh- und Theaterlandschaft los ist: Werden Dumpinggagen gezahlt oder angeboten? Wird gemobbt oder gedemütigt? Werden Tarifbestimmungen, Gesetze oder Arbeitsverträge gebrochen? Wird falsch oder gar nicht sozialversichert? Werden widerrechtlich keine Beiträge zur Pensionskasse Rundfunk gezahlt? Werden Nachtruhezeiten verletzt? Werden die maximal erlaubten Arbeitszeiten überzogen – für uns, unsere Schauspielkolleginnen oder -kollegen oder unser Team? Oder gar für Kinder, die nur 3 Stunden arbeiten dürfen? Werden wir oder andere in Gefahr gebracht? Undsoweiterundsofort…

Alle Meldungen werden absolut vertraulich behandelt. Die Identität von Einzelpersonen interessieren uns nicht, aber ihre Funktionen. Die Namen der Firmen, der Theater, der Sender, der Stücke oder Filme brauchen wir, um die Zusammenhänge zu begreifen.

Die Informationen werden gesammelt, anonymisiert und mit anwaltlicher Unterstützung ausgewertet. Sie sind eine wichtige Grundlage bei unserem Engagement – sei es nun bei Tarifverhandlungen, beim Austausch mit Politikern, Sender- oder Theaterverantwortlichen, bei strategischen Planungen mit Partnergewerkschaften und -verbänden. Gerade nach Inkrafttreten unseres Schauspieltarifvertrags müssen wir darauf achten, ob – und wenn ja, wo – die Einstiegsgage unterschritten wird.

Weil immer wieder von Kolleg*innen die gleichen ängstlichen Bedenken geäußert werden, möchten wir sie an dieser Stelle aufgreifen und entkräften:

  • „Ich habe Angst, für meine Meldung von Arbeitgebern bestraft zu werden, vielleicht kein Engagement mehr zu bekommen.“ Für diese Sorge muss sich niemand schämen, aber sie ist unbegründet. Die Meldungen werden alle soweit anonymisiert, dass weder der Hinweisgeber noch andere Personen identifizierbar sind.
  • „Gibt es da nicht so eine Klausel im Vertrag, ich dürfe nicht mit anderen Kolleginnen und Kollegen oder mit meiner Gewerkschaft über meine Gage reden?“ Ja, das steht da manchmal, aber solche Klauseln sind laut Rechtsprechung immer unwirksam, wir dürfen sie ignorieren.
  • „Ich möchte nicht so gerne petzen und versuche das Problem alleine zu lösen.“ Das ist ehrenhaft gedacht, aber nützt den Kolleginnen und Kollegen nichts, die das gleiche Problem haben. Wir wollen nicht einzelne „schwarze Schafe“ vorführen, wir brauchen aber Transparenz, um die Probleme grundsätzlich und für alle in den Griff zu bekommen – auch für die nicht so Durchsetzungsstarken unter uns und auch zum Schutz der rechtschaffenden Arbeitgeber.

Vergessen wir bitte nicht: Unsere Arbeitgeber*innen sind nicht automatisch „Die Bösen“ und tragen nicht immer die Verantwortung für alle Missstände! Sie geben uns Arbeit, müssen oft erhebliche finanzielle Risiken eingehen und bewegen sich in einem immer schwierigeren Umfeld.

Gute Produzent*innen und gute Intendant*innen wollen tolle Filme bzw. tolles Theater ermöglichen, nicht ihre Leute linken und nicht durch unfair operierende Mitbewerber auf den Hund kommen!