How do you do?

Julia Beerhold Heinrich Schafmeister
21. August 2014
Copyright _dChris
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von Julia Beerhold und Heinrich Schafmeister

Ein Blick ins englische Wörterbuch verrät, „Equity“ heißt „Gerechtigkeit“ oder auch „Fairness“. Kann es einen passenderen Namen für eine britische Gewerkschaft geben? Wohl kaum.

Die Equity ist eine mitgliedsstarke Gewerkschaft und vertritt – wie der BFFS in Deutschland – die professionellen Schauspielerinnen und Schauspieler im Vereinigten Königreich. Darüber hinaus beherbergt die Equity auch andere ausgewiesene Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Pantomime, Puppenspiel, Tanz, Gesang, Theaterdesign, Theaterregie, Musical, Varietee und Kabarett sowie Leute, die beruflich modeln, im Fernsehen bzw. Radio moderieren, Stunts oder Komparserie betreiben.

Wir vom BFFS hatten uns schon lange vorgenommen, uns als junge Schauspielgewerkschaft bei Equity vorzustellen und von unseren britischen Gewerkschaftskolleginnen und -kollegen zu erfahren, wie sie arbeiten. Der BFFS existiert seit 2006, die Equity schon seit 1931. Sie ist damit 75 Jahre älter und – wie wir zurecht vermutet haben – reifer und erfahrener.

Equity-Besuch
v. l. n r. Stephen Spence (stellvertretender Generalsekretär von Equity), Julia Beerhold und Heinrich Schafmeister (BFFS-Vorstandsmitglieder)

Endlich, am vergangenen Freitag (15. August) war es durch eine (kosten-)günstige Gelegenheit soweit. Wir reisten nach London, besuchten die mitten im Theaterdistrikt gelegenen Equity-Zentrale und trafen den stellvertretenden Generalsekretär, Stephen Spence.

Natürlich, ein Nachmittag ist viel zu kurz für alle Details der politischen Arbeit von Equity, ihrer Geschichte, ihrer Organisationstruktur, ihrer Strategie etc. Selbst unser nur 8-jähriges BFFS-Engagement lässt sich an einem Zweistundengespräch kaum vorstellen. Trotz der zeitlichen Beschränkung war unser „How do you do“ so intensiv, dass die Einzelheiten an dieser Stelle keinen Platz finden.

Wir berichteten in Kürze über unsere jüngsten BFFS-Erfolge und beschrieben unsere Partnerschaft mit anderen Gewerkschaften wie ver.di und GDBA, aber auch dem Synchronschauspielerverband (IVS) und der Bundesvereinigung „Die Filmschaffenden“.

Die Equity kann im Laufe ihrer langen Geschichte viele Errungenschaften aufweisen, zahlreiche Tarifverträge sind entstanden, Anspruch auf Folgevergütungen – bei uns eine Neuheit – sind lange etabliert. Equity hat Altersvorsorgesysteme und eine Verwertungsgesellschaft aufgebaut usw.

Aber bei allen Unterschiedlichkeiten zwischen britischen und deutschen Verhältnissen, bei allem Vorsprung der Equity, stellen wir fest: Zum einen sind sowohl Interessen, Probleme, wirtschaftliche und soziale Situationen als auch Mentalitäten von Schauspielerinnen und Schauspieler dort wie hier ziemlich ähnlich. Zum anderen kocht auch Equity nur mit Wasser. Sie baut darauf und gründet ihre zahlreichen Erfolge darauf, dass ihre darstellenden Künstlerinnen und Künstler zusammenhalten, sich ehrenamtlich engagieren und mit einem professionellen und hauptamtlichen Stab vertrauensvoll zusammenarbeiten.

Der Besuch bei Equity war für uns ein Blick in die Zukunft, wo unsere BFFS-Reise hingehen könnte. Er hat uns inspiriert und Mut gemacht, bei der Bewältigung unserer vor uns liegenden Aufgaben trotz ständiger Widerstände und zäher Kämpfe unbeirrt am gleichen Rezept festzuhalten, das auch Equity auf ihrem Weg zu mehr Gerechtigkeit und Fairness so weit gebracht hat:

Wir müssen fortfahren mit Phantasie, mit Bodenständigkeit, mit Charme, mit Fleiß, unbedingt mit fundiertem Beistand juristischer und anderer Experten, mit gleichgesinnten Organisationen (im In- und Ausland, auch mit Equity), mit etwas Mumm, mit viel Geduld und – nicht zuletzt – mit Leidenschaft!