Offener Brief des BFFS an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages

Heinrich Schafmeister
13. Mai 2009

„Achtung, Licht geht weg!!!″

ist der Warnruf am Filmset, wenn eine Szene „in den Kasten muss″, bevor die Sonne völlig verschwindet. In dieser Situation hilft nur Konzentration, Beschränkung auf das Wesentliche und Teamgeist - andernfalls wäre ein ganzer Drehtag und unendlich viel Energie vertan.

Berlin, der 13. Mai 2009

Liebe Abgeordnete,  lieber Abgeordneter, 

Achtung, Licht geht weg!!!″
Wir Film- und Fernsehschauspieler erwarten so wie alle anderen kurz befristet angestellten Kulturschaffenden ein Signal - noch in dieser Legislaturperiode! Dieses Signal muss lauten:

  • Der Gesetzgeber hat verstanden, dass kurz befristet Beschäftigte insbesondere im Kulturbereich strukturell benachteiligt sind.
  • Der Gesetzgeber beginnt diese Benachteiligung abzumildern, indem er jetzt anfängt, zumindest für die Bedürftigsten den Arbeitslosengeld-1-Anspruch zu erleichtern.
  • Der Gesetzgeber lässt Vorsicht walten und befristet das Gesetz auf höchstens drei Jahre, um die Regelung zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen.
  • Der Gesetzgeber hat auch weiterhin ein Interesse und den Mut, Konzepte für den sozialen Schutz flexibel arbeitender Menschen zu entwickeln

Wir Kulturschaffende brauchen dieses Signal, denn wir fragen uns:

Welche Rolle billigt die Politik uns Künstlern und Kreativen in dieser Gesellschaft zu? Spielen wir nur die Hofnarren im Wahlkampf? Sind wir die Pausenclowns zwischen Finanz- und Wirtschaftskrise? Oder ist Deutschland eine Nation, die stolz ist auf seine Kultur, auf seine Kreativität? Eine Nation, die bereit ist, seine „Bodenschätze″ zu schützen - gerade auch in schweren Zeiten?

Eine ernsthafte Antwort muss die Politik jetzt geben. Das 9. SGB III-Änderungsgesetz wäre eine solche Antwort. Das Gesetz hat seine Mängel, es ist zu zaghaft, es erreicht lange nicht alle, denen geholfen werden müsste - und natürlich verursacht es keine ausufernden Kosten, von den insgesamt 30.000 Film- und Fernsehschaffenden beispielsweise würden allenfalls 5.000 Betroffene zusätzlich Arbeitslosengeld 1 beanspruchen können.

Aber das Gesetz folgt dem richtigen Prinzip.

Es ist keine Sonderbevorzugung für Künstler, sondern eine Ausgleichsregelung für benachteiligte, kurz befristet Beschäftigte. Es stützt die Schwachen, nicht die Bessergestellten. Dieses Gesetz wäre das überfällige Zeichen, dass die flexibel arbeitenden Menschen, die ja die ersten Opfer der aktuellen Krise sind, von der Politik nicht im Stich gelassen werden.

Das Gesetz ist reif und muss jetzt „in den Kasten″.

Wir bitten Sie um Ihre Unterstützung. Das 9. SGB III-Änderungsgesetz kann kritisiert, es sollte verbessert, aber es muss in dieser Legislaturperiode noch beschlossen werden.

Wir appellieren insbesondere an die großen Volksparteien CDU, CSU und SPD: Seid ein Team, verzettelt Euch nicht in Detailkritik, beschränkt und konzentriert Euch auf das Wesentliche, sonst

geht uns das Licht weg!

Mit freundlichen Grüßen
gez. Vorstand
des BFFS e.V.
Michael Brandner, Hans-Werner Meyer,
Antoine Monot, Heinrich Schafmeister,
Thomas Schmuckert, Julia Beerhold

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