Degeto-Halde verursacht Auftragsloch?

Heinrich Schafmeister
12. Oktober 2011

Die ARD-Tochter Degeto hat offenbar zu viel fiktionale Filme, Reihen und Serien auf Halde produzieren lassen.

Am 20.09.2011 bedauerte die Degeto in einer Presseerklärung, dass sie in den Jahren 2010 und 2011 ihr Engagement „sowohl im Lizenzerwerb als auch in der Produktion intensiviert“ habe und bat um Verständnis, „dass sie im sorgsamen Umgang mit Gebührengeldern verpflichtet ist, zunächst vorrangig ihren Programmvorrat einzubringen, bevor wieder verstärkt Aufträge in den Markt vergeben werden können“. „Aus dem erhöhten Programmvorratsvolumen für die Jahre 2012 und 2013 ergibt sich zwangsläufig eine Reduktion neuer Lizenzkäufe und Produktionsaufträge“.

Seit dieser Degeto-Ankündigung schwankt die Stimmung in unserer Branche zwischen Wut und großer Sorge (siehe z. B. die Pressemitteilung der Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände). Kein Wunder; denn das fiktionale Auftragsvolumen ist in den letzten Jahren ohnehin stetig gesunken.

Die ARD trat in den letzten Jahren die Auftragsvergabe fiktionaler Programme immer mehr an ihre Tochterfirma Degeto ab, die sich dadurch zu einer der marktbeherrschenden Branchengrößen entwickelte. Unzählige Filme, Reihen und Serien hängen inzwischen am Tropf der Degeto. Und nun muss die Degeto den Hahn zwei Jahre lang zudrehen?

Noch ist nicht wirklich klar, welche konkreten Konsequenzen das Degetodebakel direkt und indirekt für uns Filmschaffende hat.

  • Auf wie viel Aufträge werden unsere Produzenten in den nächsten Jahren denn noch verzichten müssen?
  • Wie viel Filmschaffende werden in den folgenden zwei Jahren wegen eines evt. Degeto-Auftragstopps keine Arbeit mehr haben?
  • Wird die Degetomutter ARD notfalls mit Aufträgen einspringen?
  • Was unternehmen Degeto und ARD, solche Vorkommnisse in Zukunft zu unterbinden?
  • Werden infolge des Degetovorfalls die öffentlich-rechtlichen Sender bei der Begründung ihres Gebührenaufkommens zusätzliche Schwierigkeiten bekommen?

Die Vertretung unserer Arbeitgeber, die Produzentenallianz, hat sich sofort nach Bekanntwerden der Angelegenheit entschieden für umfängliche Transparenz eingesetzt.

Diese Bemühungen werden vom BFFS ausdrücklich begrüßt!

Denn nun gilt es zunächst, die Ursachen der Misere mit Bedacht und ohne viel Geschrei aufzuklären und dann auszuräumen. Alle, insbesondere aber die ARD, stehen in Verantwortung, den angerichteten Schaden wieder gut zu machen:

  • für das Ansehen der öffentlich-rechtlichen Sender,
  • für die Auftragsvergabefähigkeit der Degeto,
  • für die Akzeptanz unserer Arbeit durch das Publikum
  • und für das wirtschaftliche Überleben der Filmfirmen, der Teamleute, der Schauspieler.