Beschneidung des DFFF und die Folgen - Cui bono?

Hans-Werner Meyer
21. November 2014
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Als Krimizuschauer wissen wir, dass der Frage „Cui bono? - Wem nützt es?“ bei der Aufklärung eines Verbrechens eine Schlüsselrolle zukommt. Als BFFS-Mitglieder wissen wir inzwischen, dass dasselbe für politische Entscheidungsprozesse gilt. Im Fall der gerade beschlossenen Reduzierung des Deutschen Film Förderfonds (DFFF) von 60 auf 50 Millionen Euro führt die Antwort auf diese entscheidende Frage geradewegs in einen Befindlichkeitsschlamassel der deprimierendsten Art.

Denn wem kann diese Entscheidung nützen? Dass jeder in die Filmförderung investierte Euro mit dem Faktor 1,7 in Form zeitnaher Steuereinnahmendirekt in die Staatskasse zurückgespült wird, dass Filmförderung also im Gegensatz zu jeder anderen Subvention zu schnellem Rückfluss des eingesetzten Geldes mit hohem Gewinn führt, ist kein Geheimnis. Dieses Ergebnis der Studie der renommierten Roland Berger Strategy Consultants wurde im Vorfeld von sämtlichen relevanten Filmverbänden per Pressemitteilung und offenem Brief und durch uns mit unserer Autogrammkarten-Aktion publik gemacht. Keiner kann also behaupten, es nicht gewusst zu haben.

Warum also trotzdem diese Reduzierung, die umso unverständlicher ist, als es unserer Staatsministerin für Kultur, Monika Grütters (CDU), andererseits dankenswerterweise gelungen ist, 118 Millionen Euro zusätzlich an Kultursubventionen zu generieren? Kultursubventionen um gleich demMissverständnis vorzubeugen, - es gäbe hier eine Konkurrenz -, die dringend notwendig waren, die aber - im Gegensatz zur Filmförderung - eben auch klassische Subventionen sind.

Also: Cui bono est? Wem soll das bitte nützen?

Die so einfache wie verstörende Antwort lautet: Niemandem. Wo man hinblickt, Verlierer: Die Filmindustrie gerät weiter unter Druck, die großen internationalen Filmproduktionen werden seltener nach Deutschland kommen und die Steuereinnahmen durch diese Produktionen werden fehlen. Arbeitsplätze werden verschwinden, Risikobereitschaft für gewagte Projekte sowieso. Verlierer sind, sowohl die Filmbranche als auch die Regierung, der Prestige und Steuereinnahmen verloren gehen.

Warum also trotzdem diese irrationale Entscheidung? Kann es sein, dass die Tatsache, dass der Film sowohl ein Kultur- als auch ein potentes Wirtschaftsgut ist, das Kategoriedenken zu sehr herausfordert, das in unserem Land so mächtig ist? Ist vielleicht die Tatsache, dass die Filmförderung in Wirklichkeit eine Wirtschaftsförderung mit sowohl großer wirtschaftlicher als auch kultureller Wirkung ist, die Ursache dafür, dass niemand sich verantwortlich fühlt, die Voraussetzungen dafür zu pflegen? Für das Kulturressort zu profitabel, für das Wirtschaftsressort irgendwie zu - tja - kulturell? Das Kultusministerium schaut auf die Museen, das Wirtschaftsministerium auf die traditionelle Industrie und der Finanzminister auf zu streichende Zahlen, er sieht nur das Wort „Subvention“ und setzt den Rotstift an, weil ihm niemand sagt, dass dort statt „Subvention“ besser „Investition mit sicherer Rendite“ stehen müsste. Muss man es sich so vorstellen?

Dann wäre die Antwort auf die Frage, wem es denn um Gottes willen nun nützt: Dem ressentimentgeladenen „Stammtisch“. Dann wäre diese Entscheidung eine Konzession an die kulturfeindlichen, so Vorurteils- wie Neid-behafteten Instinkte jener Menschen, die in Kulturschaffenden im Allgemeinen und Filmschaffenden im Besonderen faule Schmarotzer sehen, die es sich am Tropf der Subventionen, also auf Kosten der hart arbeitenden Steuerzahler, gemütlich machen und eine Filmparty nach der anderen feiern. Denen soll endlich mal der Hahn abgedreht werden. Wer einen Film macht, soll ihn gefälligst selbst bezahlen. Jawoll! Es wäre eine Konzession an diese

Instinkte, schlicht und einfach, weil eine Institution fehlt, die in der Lage ist, Wirtschaftlichkeit und Kultur gleichzeitig im Blick zu behalten. Wenn diese Antwort stimmt, wäre diese Entscheidung allerdings ein deprimierendes Armutszeugnis für unsere derzeitige Regierung. Vom „Stammtisch“ kann man nicht erwarten, dass er seine liebgewonnenen „Wahrheiten“ überprüft, begründet und, wenn nötig, ändert. Von der Regierung dagegen kann man es nicht nur, man muss es.