Steigerungen

Heinrich Schafmeister
11. August 2015

Die Einstiegsgage steigt

© BFFS
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Seit dem 1. Juli 2015 gilt für uns bei Dreharbeiten eine erhöhte Einstiegsgage von 775 € – bei Wiederholungsverträgen 750 €. Zur Erinnerung: Diese Erhöhung wurde bereits in dem seit 1. Januar 2014 in Kraft getretenen Schauspieltarifvertrag vereinbart und sollte nach 18 Monaten Laufzeit der alten Einstiegsgage von 750 € nachfolgen.

Achtung: Die Einstiegsgage unterscheidet sich von Regel-, Tarif- oder Mindestgagen. Die Einstiegsgage heißt „Einstiegsgage“, weil bereits Berufseinsteiger nicht geringer grundvergütet werden dürfen – von bestimmten Ausnahmefällen einmal abgesehen. Die Einstiegsgage ist also keine – was der Schauspieltarifvertrag allerdings verlangt – angemessene Grundvergütung für alle Schauspielerinnen und Schauspieler. Diese Angemessenheit liegt natürlich je nach Berufserfahrung, Marktwert etc. mehr oder weniger oberhalb der Einstiegsgage und soll in jedem einzelnen Fall bei individuellen Vertragsverhandlungen ausgelotet werden.

Die ProSiebenSat.1-Ausschüttungsummen steigen

© BFFS
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Wenn erfolgreiche, sprich zuschauerreiche ProSiebenSat.1-Produktionen nach dem 01.01.2015 die Reichweitenstufen erreicht haben, stehen den beteiligten Schauspielerinnen und Schauspielern erhöhte Gesamtbeteiligungen zu. Das sind an der ersten Reichweitenstufe 10.000 € bei Langfilmen bzw. 5.000 € bei Serienepisoden. Und an allen weiteren Reichweitenstufen gibt es 12.000 € bei Langfilmen bzw. 6.000 € bei Serienepisoden.

Schon seit dem 1. Juli 2013 profitieren Schauspielerinnen und Schauspieler von den zwischen BFFS und ProSiebenSat.1 vereinbarten Gemeinsamen Vergütungsregeln.

Bisher war es so: Sammeln ProSiebenSat.1-Produktionen durch eine oder mehrere Ausstrahlungen oder Video-on-Demand-Klicks so viele Zuschauer, dass sie die erste Reichweitenstufe erreichen, wurden Gesamtbeteiligungen in Höhe von 8.000 € bei Langfilmen bzw. 4.000 € bei 45-minütigen Serienepisoden unter den beteiligten Schauspielerinnen und Schauspielern aufgeteilt. Ab Erreichen der nächsten Reichweitenstufen wurden Gesamtbeteiligungen fällig in Höhe von 10.000 € bei Langfilmen bzw. 5.000 € bei Serienepisoden. Für ältere Filme muss bedacht werden, dass von den genannten Gesamtsummen immer nur die Anteile ausgeschüttet werden, die dem jeweiligen Anteil der nach dem 28.03.2002 erreichten Zuschauermenge an der insgesamt erreichten Zuschauermenge entspricht.

Die nun geltenden Gesamtbeteiligungen bedeuten eine Erhöhung von 25 % bzw. 20 %.

Ansteigende Verhandlungsaktivitäten

Noch nie zuvor steckte der BFFS in derart vielen und komplexen Verhandlungen, die ohne das Fundament der erfolgreich abgeschlossenen Tarifverträge mit der Produzentenallianz und der Gemeinsamen Vergütungsregeln mit ProSiebenSat.1 undenkbar wären.

Bereits seit letztem Jahr sind wir in Verhandlungen mit dem Bayerischen Rundfunk. Diese Gespräche wurden in diesem Jahr in guter Atmosphäre fortgesetzt. An das alte Wiederholungsmodell anknüpfend suchen wir gemeinsam nach einer eleganten Lösung, wie Schauspielerinnen und Schauspieler im Sinne des Urheberrechts weitere Beteiligungen erhalten könnten. Diese Thematik ist reichlich kompliziert, weil einerseits der BR nicht alleine agiert, sondern mit den anderen ARD-Sendern eng verflochten ist und andererseits neben uns noch Berechtigte anderer Gewerke Ansprüche erheben. Die Sender suchen daher nach einem einheitlichen Beteiligungssystem, das auf alle urheberrechtlich relevanten Gruppen gleichermaßen anwendbar sein soll – auch wenn diese wohl unterschiedlich hohe Anteile erhalten werden. Und weil alles mit allem zusammenhängt, haben wir unsere Fühler auch in Richtung der anderen ARD-Sender ausgestreckt und werden in der Frage wohl auch den Kontakt zu anderen Berufsverbänden suchen. Mit ver.di arbeiten wir ja längst eng zusammen.

Beim Privatsender, RTL, haben wir im Juni dieses Jahres erstmals einen Besuch abgestattet. Wir wollten sondieren, ob RTL bereit sein könnte, ähnlich wie ProSiebenSat.1 mit uns Gemeinsame Vergütungsregeln auszuhandeln. Denn unser Ziel ist natürlich, dass auch bei zuschauerreichen RTL-Produktionen an Schauspielerinnen und Schauspieler Folgevergütungen gezahlt werden. Die RTL-Verantwortlichen zeigten sich gesprächsbereit und ein nächstes Treffen wurde vereinbart.

Kurz danach trafen wir uns wieder mit ProSiebenSat.1, um mit der sogenannten „Evaluierung“ unsere bisherigen Gemeinsamen Vergütungsregeln zu beginnen. Im Zuge dieser Evaluierung werden wir unter anderem auch über die Einbeziehung von Comedy-Formaten reden.

In enger Kooperation mit IVS und ver.di leisten wir aber noch auf einem ganz anderen Gebiet Pionierarbeit. Im Synchronbereich gilt es Grundsteine zu setzen. Es gibt dort bisher nicht wie in der Film- und Fernsehbranche einen Tarifvertrag, auf dem man aufbauen könnte, ja, es gibt nicht einmal eine mit der Produzentenallianz vergleichbar mächtige Arbeitgeberorganisation, mit der man branchenweite Vereinbarungen aushandeln könnte. Der BVDSP vertritt gerade mal 7 Synchronstudios. Die vielen Synchronstudios befinden sich in einem harten Konkurrenzkampf und sind sehr stark von ihren Auftraggebern abhängig. Einige von ihnen haben sich zusammen mit Autoren, Übersetzern, Regisseuren, Tonmeistern, Cuttern und Synchronschauspielern, also Arbeitnehmern bzw. Arbeitnehmerähnlichen im Synchronverband Die Gilde zusammengeschlossen. ver.di, IVS und BFFS vertreten natürlich ausschließlich die Arbeitnehmerseite. Diese spezielle Konstellation führte dazu, dass im letzten Jahr auf Initiative von ver.di ein Runder Tisch zustande kam, an dem seitdem zunehmend die Kräfte teilnehmen, die an einer umfassenden Branchenlösung interessiert sind.

Steigender Rückhalt

Dieser Prozess des Runden Tisches, aber auch die anderen Verhandlungsaktivitäten erfordern einen langen Atem, Charme, Phantasie, Durchsetzungsfähigkeit und Geld. Diese „Treibstoffe“ können wir nur bei unseren Mitgliedern „tanken“.

Wir vom Vorstand freuen uns, dass die Mitgliederversammlung am 26. Juni uns gerade in dieser Hinsicht ausdrücklich den Rücken gestärkt hat. Wir freuen uns über wachsende Mitgliedszahlen.

Aber wir müssen uns trotzdem anstrengen. Wir brauchen steigenden Rückhalt, wir brauchen noch viel mehr Kolleginnen und Kollegen, die uns beitreten. Und wir möchten daher alle bitten, nicht nachzulassen für unsere gemeinsame Sache zu werben. Denn von nix kommt nix!