Beteiligung am Erfolg

Heinrich Schafmeister
28. November 2015

Unsere deska wird ein Jahr alt

Vor einem Jahr, am 28. November 2014, hat unsere deska Deutsche Schauspielkasse ihre Arbeit aufgenommen und seitdem haben inzwischen ca. 1.100 Kolleginnen und Kollegen für ihre Mitwirkung bei ProSiebenSat.1-Produktionen die vom BFFS ausgehandelten Folgevergütungen erhalten – in einer Gesamthöhe von über 2 Millionen Euro!

Noch liegen unüberschaubare Verhandlungsrunden mit Sendern für weitere Erlösbeteiligungsverträge vor uns, noch sind lange nicht die Folgevergütungen aller ca. 550 zuschauerstarken ProSiebenSat.1-Produktionen der Vergangenheit bemessen und zugeteilt. Aber eines lässt sich heute schon sagen: Trotz des erheblichen personellen und finanziellen Verhandlungsaufwandes und trotz der gewaltigen Verteilungsherausforderung – die Anstrengungen des BFFS und die Arbeit der deska sind ein voller Erfolg.

Voraussetzung für die Auszahlung der Folgevergütung ist, dass die Berichtigten dem Verteilungsprozedere ausdrücklich zustimmen. Das geschieht auf ganzer Linie und als Zugabe erhalten wir eine Flut von Dankesschreiben. Bei manchen scheint der Groschen immer noch nicht gefallen zu sein. Sie können kaum glauben, für ihre alten Produktionen noch einmal einen Batzen Geld zu bekommen. Aber es ist tatsächlich wahr: Zumindest bei ProSiebenSat.1 ist die Buyout-Gagen-Praxis endlich beendet.

Bei aller Freude, der Erfolg hat auch einige Mitglieder nachdenklich gemacht: „Wir haben die vielen Verhandlungsrunden finanziert, an deren Ende schließlich unser BFFS die Folgevergütungen durchgesetzt hat. Warum dürfen dann auch Nichtmitglieder davon profitieren? Sollen die doch ihre eigenen Anwälte bemühen und bezahlen, um ihre Folgevergütung zu erkämpfen“, wird dem BFFS-Vorstand vorgehalten. Oder noch radikaler: „Warum machen wir es nicht wie in Amerika. Ohne SAG-Mitgliedschaft, kriegt man dort keinen Job.“

Dazu gibt es eine formal-rechtliche und eine politisch-strategische Sicht der Dinge:

Formal-rechtlich…

gesehen ist jeder in Deutschland und sogar in der ganzen EU absolut frei, als Arbeitnehmer einer Gewerkschaft bzw. als Arbeitgeber einem Arbeitgeberverband anzugehören (= „Koalitionsfreiheit“) – oder eben auch nicht (= „negative Koalitionsfreiheit“). Die etwa in USA übliche „closed-shop“-Praxis, nach der z. B. die dortigen Filmhersteller vorzugsweise nur SAG-Mitglieder engagieren dürfen, wäre hierzulande strikt verboten. Auf freiwilliges Zusammenhalten müssen sich auch Berufsverbände stützen, die mit Sendern Gemeinsame Vergütungsregeln abschließen.

Umgekehrt gelten Vereinbarungen zwischen Vertragspartnern zunächst nur für sie oder, wenn es sich um Organisationen handelt, für ihre Mitglieder. Theoretisch wäre es also durchaus möglich, wenn der BFFS bestimmte Privilegien nur für seine Leute aushandeln würde.

Politisch-strategisch…

hilft uns der Gedanke an einen irgendwie gearteten Beitrittszwang auch nicht weiter. Solange Kollegeninnen und Kollegen nicht freiwillig einsehen, zusammenhalten zu müssen, wäre ihr Beitritt eher ein Ballast.

Im Übrigen sehen Gewerkschaften wie der BFFS ihre Aufgabe gerade darin, allgemeine Branchenstandards zu setzen. Mögen Verträge zunächst verbindlich nur zwischen Vertragspartnern gelten, so können sie auch Punkte beschließen, die zugunsten Dritter ausfallen. Wer politisch gestalten will, muss dieses Instrument einsetzen. Und natürlich arbeitet auch der BFFS zugunsten Dritter.

20151128_Einjahr-Geburtstag
           Happy Birthday!

Wir vom Vorstand möchten auf die Anziehungskraft des Erfolgs bauen. Auf einen Erfolg der auch andere beteiligt und sie zur Beteiligung am Erfolg anstiftet. Schließlich nehmen nicht wenige Folgevergütungsbegünstigte ihren überraschenden Geldsegen als Anlass, sich auch am Erfolg des BFFS zu beteiligen und ihm endlich beizutreten. Das gilt nicht nur für zahlreiche namhafte Hauptdarsteller, sondern gerade auch für die vielen Kolleginnen und Kollegen, die in kleineren Rollen bei ProSiebenSat.1-Produktionen mitgewirkt haben. Darum dürfen wir gelassen feststellen: Viele unserer Kolleginnen und Kollegen neigen vielleicht zur Spät-, aber nicht unbedingt zur völligen Fehlzündung. Sorgen wir lieber weiter für erfolgreichen Zündstoff.

Apropos Zündstoff – Wir zünden jetzt erst einmal voller Freude eine Kerze an. Erster Advent? Auch. Vor allem: Ein Jahr deska Deutsche Schauspielkasse!

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