Bericht vom FIA-Treffen in Lissabon 22. - 24. Juni 2016

Julia Beerhold
11. Juli 2016

FIA_logoVom 22. bis 24. Juni 2016 fand in Lissabon das jährliche Treffen der EuroFIA statt, der  europäischen Gruppe innerhalb der FIA (internationaler Dachverband aller Darstellergewerkschaften).

Bei den regelmäßig stattfindenden Treffen geht es darum, sich auf internationaler Ebene auszutauschen, voneinander zu lernen, soziale und rechtliche Standards zu vergleichen, zu erhalten und zu verbessern.

Themen sind Arbeitsbedingungen, Tarifverhandlungen, Status-Fragen (zum Beispiel Tarifverhandlungen für selbständig tätige Künstlerinnen und Künstler, was in einigen Ländern möglich ist), Urheberrecht, Diversität, Gender Equality, TTIP u.a.

Gleich mehrere deutsche Gewerkschaften sind Mitglied der FIA: Die GdBA (Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger), Ver.di und die VDO (Vereinigung Deutscher Opernchöre und Bühnentänzer). Der BFFS ist das jüngste Mitglied aus dem deutschsprachigen Raum.

Ein Tag ist jeweils dem Treffen der europäischen Verwertungsgesellschaften vorbehalten (für Deutschland: die GVL, vertreten durch ihren Geschäftsführer Dr. Tilo Gerlach), die anderen beiden Tage dienen dem Austausch der Gewerkschaften und Verbände untereinander. Dabei stellen die Delegierten in den so genannten „national reports“ vor, welche Themen in den einzelnen Staaten gerade aktuell sind. Im Fokus der europäischen Gruppe stand in diesem Jahr besonders das Thema Urheberrecht, da im Herbst die europäische Urheberrechtsreform ansteht.

Die FIA hat sich mit der Fair Internet Kampagne dazu klar positioniert. Auch der BFFS engagiert sich, indem er diese Kampagne unterstützt und Mitglied der Initiative Urheberrecht ist. Es gab 2016 bereits mehrere Treffen mit EU-Kommissar Günther Oettinger, der in Brüssel für die faire Behandlung ausübender Künstlerinnen und Künstler kämpft.

Die EU-Kommission hat zur Zeit noch einen recht eingeschränkten Blick auf die zu regulierenden Online-Dienste, der nur die Rechte der Nutzerinnen und Nutzer, nicht aber die der ausübenden Künstlerinnen und Künstler stärkt. Hier gilt es, die Interessen der Urheberinnen und Urheber sowie ausübenden Künstlerinnen und Künstler dort unterzubringen. Vereinfacht gesagt: Wenn Anbieter wie Youtube die von uns generierten Inhalte nutzen, sollen sie dafür auch zahlen.

Die FIA kämpft auf europäischer Ebene somit den gleichen Kampf wie die Initiative Urheberrecht. Die Frage ist, wie unsere Regierungen und die europäische Kommission auf unsere Anliegen reagieren werden. Hier ist auf europäischer Ebene noch viel Aufklärungsarbeit notwendig.

Günther Oettinger hatte angeregt, unsere Kolleginnen und Kollegen aus den Staaten, die noch nicht so lange in der EU sind, anzusprechen und für das Thema zu sensibilisieren. Dem sind wir gerne nachgekommen. So konnte ich spannende Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen aus Kroatien, Polen, dem Baltikum und anderen Ländern führen.

Ähnlich wie beim BFFS arbeiten unsere Kolleginnen und Kollegen ehrenamtlich und müssen sich gleichzeitig um sehr verschiedene Themen kümmern. Sie waren daher dankbar für unsere Anregungen. Auf einer DIN A4-Seite hatten wir zusammen gefasst, worum es geht („translate the rules of the analogue into the digital world“), und ihnen eine Liste mit ihren Vertreterinnen und Vertretern im Europäischen Parlament an die Hand gegeben.

Gut, dass auch in diesen Ländern bekannte Künstlerinnen und Künstler nun ihre Abgeordneten besuchen und ihnen klar machen, wie wichtig dieses Thema für unser berufliches Überleben ist.

Daher unsere dringende Bitte an unsere eigenen Mitglieder: Bitte verbreitet auch weiterhin die Inhalte der Fair Internet Campaign und der Initiative Urheberrecht, macht euch mit den Inhalten vertraut und helft, das Bewusstsein auch in Deutschland zu schaffen, dass künstlerisches Schaffen kein Hobby, sondern Arbeit ist – und daher auch im digitalen Zeitalter vergütet werden muss!