Des Schauspielpreises neue Kleider: Mitgliederentscheid, Jury und Vorauswahljury

Hans-Werner Meyer
10. April 2017

Es hat sich vermutlich schon herumgesprochen: Der Deutsche Schauspielerpreis wird in diesem Jahr erst im Spätsommer verliehen, nämlich am 22. September. Ebenfalls herumgesprochen, weil heftig auf der Mitgliederversammlung diskutiert, dürfte sich haben, dass er erstmalig nicht von der Deutschen Schauspielerpreis GmbH sondern von einer externen Agentur ausgerichtet werden wird, die wir in den letzten Jahren mit der Ausführung beauftragt hatten: La Maiosn Victor Schilly & Friends GmbH. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass das damit verbundene erhebliche finanzielle Risiko nicht mehr vom BFFS geschultert werden muss. Inhaltlich und gestalterisch liegt es aber nach wie vor in unserer Hand. Die Vorbereitungen laufen auf vollen Touren und statt zu sagen, dass es, so wie es sich momentan entwickelt, vielversprechend aussieht, klopfe ich lieber dreimal auf den Holztisch vor mir.

Der Mitgliederentscheid

Was sich möglicherweise noch nicht herumgesprochen hat ist die Tatsache, dass er in diesem Jahr in einem neuen Gewand daherkommen wird. Erstmalig werden Sie, liebe Mitglieder, die Möglichkeit haben, über die Preisträger abzustimmen. Möglich wird dies sein durch die inzwischen weit genug vorangeschrittene Videoportal-Technik, die es uns erlaubt, zumindest jene Filme für unsere Mitglieder online verfügbar zu machen, die die Leistungen der in den jeweiligen Kategorien nominierten Kolleginnen und Kollegen enthalten.

Denn auch wenn wir so erstmalig über das reine Voting in den Stammtischen hinaus endlich eine Beteiligung der Mitglieder am Wahlerfahren ermöglichen können, müssen wir trotzdem nicht auf die Auseinandersetzung einer Jury verzichten, die aus dem Füllhorn des gesamten Film- und Fernsehschaffens des letzten Jahres die spannendsten und inspirierendsten Leistungen herausfiltern und sich intensiv darüber auseinandersetzen wird, welche Leistung aus Schauspielersicht warum besonders bemerkenswert ist.

Die Jury

v.l.n.r. Anna Stieblich©Joachim Gern, Brigitte Zeh©Mathias Bothor, Harald Krassnitzer©Thomas Ramsdorfer, Jerry Kwarteng©Marco Fechner, Angelika Bartsch©Monika Sandei, Roman Knižka©Jens van Zoest, Sebastian Faust©Marie Faust

Auch diese Jury steht inzwischen fest. Es sind Anna Stieblich (Präsidentin), Brigitte Zeh, Angelika Bartsch, Harald Krassnitzer, Roman Knizka, Sebastian Faust und Jerry Kwarteng. Sie werden die relevanten Kino- und Fernsehfilme und Serien sichten, um die Nominierten in folgenden Kategorien zu wählen: „Beste Schauspielerin/Bester Schauspieler in einer Hauptrolle“, „Beste Schauspielerin/Bester Schauspieler in einer Nebenrolle“, „Beste Schauspielerin/Bester Schauspieler in einer komödiantischen Rolle“ sowie für den Nachwuchspreis und den „Starker Auftritt“. Nur in der Kategorie „Bestes Ensemble“ wird die Jury selbst auch den Preisträger wählen.

Der Grund hierfür ist kein inhaltlicher, sondern ein organisatorischer und liegt in unseren begrenzten räumlichen Kapazitäten. Wir können schlichtweg nicht drei vollständige Ensembles zur Preisverleihung einladen.

Die Vorauswahljury

Um die Jury, die in den letzten Jahren immer um die 250 Filme und Serien zu sichten hatte, zu entlasten und ihnen stattdessen zu ermöglichen, sich auf das Wesentliche konzentrieren, hat eine 40-köpfige Vorauswahljury im Vorfeld bereits gewissermaßen die Spreu vom Weizen getrennt und jene Formate an die Jury weiterempfohlen, in der preiswürdige, also im Preissinn inspirierende schauspielerische Leistungen vorkommen.

Zur Erläuterung: Dieser Teil der Findung der potentiellen Preisträger ist der schwierigste und komplexeste. Denn wie kann sichergestellt werden, dass das gesamte Film- und Fernsehschaffen wahrgenommen wird, oder zumindest der überwiegende Teil, damit die Entscheidungen auch wirklich Gültigkeit besitzen? Uns ist wichtig, dass diese Entscheidungen von Schauspielern und BFFS-Mitgliedern getroffen werden und nicht dem Zufall des Hörensagens, der Pressepräsenz oder Kritikergunst überlassen bleiben. Wir alle wissen, wie leicht auch außergewöhnliche schauspielerische Leistungen durchs Raster fallen, weil sie z.B. in Filmen vorkommen, die keine kommerziellen oder Quoten-Erfolge waren. Eine Garantie bietet natürlich auch dieses Verfahren nicht, aber wir halten es für einen lohnenswerten Versuch.

Das Schauspielerpreis-Gestaltungsteam

v.l.n.r. Sven Rothkirch©Petrov Ahner, Christian Senger©Britta Krehl, Nadine Heidenreich©Thomas Leidig, Michael Ruscheinsky©Teresa Marenzi

Die meinungsstarke und qualifizierte Auseinandersetzung einer Jury mit der Frage, was denn eigentlich eine preiswürdig inspirierende Leistung ist, ist uns sehr wichtig, gleichzeitig aber möchten wir Sie, die Mitglieder, mit einbeziehen, denn es ist ja ein Preis von Schauspielern für Schauspieler. Und darum probieren wir in diesem Jahr dieses neue, übrigens vom Gestaltungsteam-Mitglied Christian Senger vorgeschlagene, dreistufige System aus: Eine Vorauswahljury sortiert vor, die Jury findet die Nominierten, die Mitglieder entscheiden über die Preisträger.

Das gerade erwähnte Gestaltungsteam, das die Preisverleihung inhaltlich und konzeptionell vorbereitet, besteht, wie in den letzten Jahren, neben dem gerade erwähnten Christian Senger in diesem Jahr aus Michael Ruscheinsky und Nadine Heidenreich. Natürlich wird der Schauspielerpreis auch weiterhin von der engagierten Mitarbeit vieler BFFS-Mitglieder leben und seinen Charakter dadurch erhalten. Stellvertretend sei hier nur der unverzichtbare Sven Rothkirch genannt, der den Social Media-Bereich zusammen mit dem Gestaltungsteam weiterführen und ausbauen wird.

Bettina Zimmermann©P.A., Hans-Werner Meyer©Ole Graf

Von Vorstandsseite zeichnen Bettina Zimmermann und ich (Hans-Werner Meyer) verantwortlich.

Wir halten dieses Modell der Entscheidungsfindung nicht zuletzt auch deswegen für einen vertretbaren Weg, weil, wie wir ja immer wieder betonen, dieser Preis keine Leistungsschau sein soll, bei der es Gewinner und Verlierer gibt, sondern eine Feier der inspirierenden Wirkung, die die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen auf uns hat. Alle Nominierten haben diese Wirkung. Wer von diesen Nominierten dann durch den Preis noch mal extra hervorgehoben wird, bedarf dann aber nicht mehr der intensiven Auseinandersetzung einer Jury, sondern darf ruhig eine einfache Mehrheitsentscheidung sein, weil es über die Qualität an sich keinen Gesprächsbedarf mehr gibt. Denn bei uns gilt eben nicht The winner takes it all. Er nimmt nur die Statue mit nach Hause.