Keine Gage, dafür leckeres Catering!

Simone Wagner
4. Juli 2017

Schauspiel-Engagements bei Hochschulfilmen

„Spannendes Filmprojekt sucht noch Schauspieler, keine Gage, dafür leckeres Catering.“ Solche Ausschreibungen sind keine Seltenheit und wohl schon jeder hat sie in seiner Schauspielkarriere gelesen. Wir zetern, sind verletzt, wissen nicht, wie wir unsere Rechnungen bezahlen sollen, nehmen den Job dann aber doch an, wenn das Drehbuch gefällt und uns die Rolle zusagt. Schließlich muss das Portfolio erweitert werden und das Showreel vorzeigbar sein. Irrglaube ist aber, diese Offerte komme nur bei unabhängigen Produktionen und Hobbyfilmern vor. Ebenso für Hochschulfilme war dies lange Zeit eine gängige Praxis. Und wir reden hier nicht von Erstlingswerken, sondern auch von Debüt- und Abschlussfilmen. Weit gefehlt, wer dachte, mit dem seit 2015 eingeführten Mindestlohngesetz sei dieser Handhabe ein Strich durch die Rechnung gemacht worden. Im Gegenteil, es wurde noch schlimmer. Der Begriff GAGE wurde in den Ausschreibungen einfach nur durch das Wort EHRENAMT ersetzt.

Habe die Ehre
Wie bekomme ich trotz gesetzlicher Vorgaben, professionelle, aber unbezahlte Schauspielerinnen und Schauspieler an mein Set? Irgendein „genialer“ Kopf kam blitzgescheit auf die Ausnahmeregelung, die das Gesetz zur Regelung des Mindestlohns vorsieht. Danach unterliegen ehrenamtliche Tätigkeiten nicht der Verpflichtung, sie mit dem Mindestlohn vergüten zu müssen. Bestenfalls gibt es dann für eine solche Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung und die stellt sich für Schauspielerinnen und Schauspieler vor Hochschulkameras meist als Fahrtkostenerstattung und vertrocknetes Käsebrötchen dar. Selbstverständlich bleibt uns die Hoffnung, Teil eines von einem aufstrebenden Star am Regisseur-Himmel mit High-End-Technik produzierten Werkes geworden zu sein. In den meisten Fällen aber bleibt der Oscar-Gewinn oder andere Ehren ein Traum.

 Traum und Realität
Und dennoch: Wir drehen immer mehr unentgeltlich und werden immer frustrierter. Denn wenn wir ein solches Engagement hinterfragen, erscheint das Warnsignal in roten Leuchtfarben vor unserem inneren Auge. Warum zum Teufel gibt es Budgets für teils überdimensionierte Technik sowie den renommierten Tonmeister und die dazugehörigen Special-Effects, aber nicht für unsere Kunst? Zumal es ja nicht ausschließlich die zehn Drehtage sind, an denen nichts verdient wird: Der Zeitaufwand zur Erstellung des E-Castings und der dazugehörigen Vorbereitungszeit einschließlich Textstudium ist ebenfalls unbezahlt. Im schlimmsten Falle hechelt man dem Film-Material Monate hinterher. Des Weiteren wurde schon vergeblich auf die Einladung zu freudig erwarteten Premieren gewartet, die dann ausblieb, da die vorhandenen Plätze an die örtliche Prominenz vergeben wurden.

Schluss mit lustig
Der Bundesverband Schauspiel möchte diese gängige Praxis so nicht hinnehmen und ergreift im Namen unserer Mitglieder Initiative. Unterstützung hierfür wird uns vom Verband der Agenturen zuteil. Wir möchten nach wie vor die Arbeit werdender Regisseure unterstützen, denn diese Filme sind ein fester Bestandteil und von hoher Wichtigkeit für unsere Branche. Wir bringen hierbei Verständnis für etwaige finanzielle Engpässe auf, dennoch sollten die gedanklichen Ansätze bei der Budgetverteilung überprüft werden.

Gesagt, getan
Gemeinsam mit dem VDA haben wir sämtliche bundesdeutsche Filmhochschulen angeschrieben und die Missstände um die ehrenamtliche Tätigkeit kritisiert. Gleichzeitig haben wir ein Konzept vorgeschlagen, wie die Handhabe für die Zukunft von Hochschulfilmen gestaltet werden soll. Dabei greifen wir auch für bestimmte Budgetgrößen die Möglichkeit auf, Gagenanteil rückzustellen und damit die sofortige Zahlungsbelastung der Hochschulfilmproduzenten zu verringern.

Fazit
Die betreffenden Hochschulen reagieren noch verhalten. Vor allem aber informieren sie aus unserer Sicht die jungen angehenden Regisseure nicht in befriedigender Weise. Wir wollen daher zu diesem Thema anlässlich der Hofer Filmtage ein Gesprächspanel veranstalten.

Da solche Projekte hauptsächlich auf eine Finanzierung durch öffentliche Mittel angewiesen sind, ist auch die Politik gefragt, die Rahmenbedingung und damit auch die Finanzierbarkeit von Hochschulfilmproduktionen entscheidend zu verbessern und zu gestalten.

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