Was ist mit DIE FILMSCHAFFENDEN und ihrem FairFilm Award?

Der FairFilm Award ist ein Preis, der von der Bundesvereinigung DIE FILMSCHAFFENDEN zunächst unter dem Namen „Hoffnungsschimmer“ ins Leben gerufen und über Jahre anlässlich der Berlinale verliehen wurde. Der Preis war das Markenzeichen und die Hauptveranstaltung von DIE FILMSCHAFFENDEN. Das Konzept, die fairste Filmproduktion auszuzeichnen, berührte den politischen Kern der in DIE FILMSCHAFFENDEN versammelten Mitgliedsverbände. Der Name wurde zwar vor zwei Jahren von „Hoffnungsschimmer“ in „FairFilm Award“ geändert, der Veranstalter blieb aber immer die Bundesvereinigung DIE FILMSCHAFFENDEN.

Um für die Ermittlung der Preisträger möglichst viele Filmschaffende befragen zu können, hatte die Bundesvereinigung DIE FILMSCHAFFENDEN seit vielen Jahren auf die Dienste von Crew-United zurückgegriffen. In letzter Zeit allerdings war die Zusammenarbeit mit Crew-United nicht unumstritten, weil nach Geschmack einiger Mitgliedsverbände von DIE FILMSCHAFFENDEN der Dienstleister Crew-United zu sehr die Regie der Veranstaltung übernehmen, ja, gar als Ko-Veranstalter angesehen werden wollte. Ob diese Vorwürfe damals berechtigt waren, will der BFFS nicht beurteilen, er war zu dem Zeitpunkt noch nicht Mitglied der Bundesvereinigung und hat diese Auseinandersetzung vom Spielfeldrand aus beobachtet.

Fest steht, dieser Konflikt war nicht der einzige und schon gar nicht der entscheidende, der letztlich zum finanziellen Scheitern des FairFilm Awards 2017 und beinahe zur Auflösung von DIE FILMSCHAFFENDEN führte. Die Wahrheit ist schlicht, die letzte FairFilm Verleihung am 11. Februar 2017 wurde durchgezogen, obwohl sie nicht ausreichend finanziert war.

Einen Tag nach dem FairFilm Award, auf der ordentlichen MV von DIE FILMSCHAFFENDEN am 12. Februar 2017, trat der BFFS im Verbund mit dem IVS – wie von ihren Mitgliedern gewünscht und von langer Hand geplant – der Bundesvereinigung bei. Und schon einige Tagesordnungspunkte später kristallisierten sich die ersten Anzeichen des Finanzierungsdebakels vom Vortag heraus.

Je mehr in den Folgemonaten das Desaster offenbar wurde, desto stärker gerieten Mitgliedsverbände in Panik, fühlten sich überfordert, die Konsequenzen mit zu verantworten, und traten schließlich aus der Bundesvereinigung DIE FILMSCHAFFENDEN aus. Damit überließen sie den Scherbenhaufen den übrig gebliebenen Mitgliedsverbänden – unter ihnen die beiden Neumitglieder IVS und BFFS.

Wie sollten sich unsere Schauspielverbände nun verhalten?

Sie haben sich entschieden, nicht vor den Problemen davonzulaufen – auch wenn sie diese nicht verursacht, sondern von den anderen Verbänden nur geerbt hatten. BFFS und IVS haben sich mit den anderen übrig gebliebenen Mitgliedsverbänden daran gesetzt, die Altlasten zu beseitigen, aufzuräumen und DIE FILMSCHAFFENDEN auf neue Füße zu stellen:

  • Unnötige sowie schwerfällige Doppelstrukturen sollen beseitigt,
  • Verantwortlichkeit und Entscheidungsbefugnis wieder vereint
  • und Kosten und Mitgliedsbeiträge minimiert werden.

Insgesamt sollte die Mitgliedschaft für alle jetzigen und potentiell interessierten Verbände erleichtert und attraktiver werden.

In diesem Sinne wurde bereits eine völlig neue und einfacher zu handhabende Satzung erarbeitet und beschlossen. Als nächstes muss eine neue Beitragsordnung mit geringeren Beiträgen beschlossen und ein neuer Vorstand für DIE FILMSCHAFFENDEN gefunden werden. Diese Aufgaben haben absoluten Vorrang und deswegen hat DIE FILMSCHAFFENDEN entschieden, den FairFilm Award im kommenden Jahr nicht stattfinden zu lassen.

Allerdings erhielten unsere Schauspielverbände und zahlreiche andere Verbände in diesen Tagen die auf den ersten Blick erfreulich scheinenden Mitteilung, dass der ehemalige Dienstleister Crew-United den FairFilm Award 2018 nun in der Rolle des Veranstalters ausrichten will und alle einlädt, ihn dabei zu unterstützen. Wohlgemerkt, der FairFilm Award ist bei DIE FILMSCHAFFENDEN angesiedelt, nicht bei irgendwelchen Firmen oder außenstehenden Verbänden. Und mit DIE FILMSCHAFFENDEN wurde die Crew-United-Initiative weder abgesprochen, noch hat die Bundesvereinigung beschlossen, die Veranstaltung ihres FairFilm Award an andere abzugeben. Auch hätten zumindest BFFS und IVS bei einer entsprechenden Abstimmung dagegen votiert:

  1. können die Schauspielverbände ihren Mitgliedern nicht zumuten, die Suppe des verunglückten FairFilm Award 2017, die sie nicht eingebrockt haben, auszulöffeln und währenddessen dabei zuzusehen, wie Dritte sich die Früchte des etablierten FairFilm Award einverleiben.
  2. fühlen sich die Schauspielverbände in ihrem Selbstverständnis herausgefordert. Sie wollen nicht dulden, dass die Deutungshoheit, was fair in unserer Film- und Fernsehlandschaft ist, den demokratisch legitimierten Berufsverbänden genommen und kommerziellen Dienstleistern anvertraut wird. Zugestanden: Crew-United ist ein unbescholtenes Unternehmen, hat berechtigte Geschäftsinteressen und sucht dabei durchaus die Nähe der Filmschaffenden sowie ihrer Verbände. Das ist jedenfalls die Erfahrung des BFFS. Aber Crew-United ist kein von den Filmschaffenden gewähltes Sprachrohr ihrer Interessen. Darum sollte beim FairFilm Award immer die Berufsverbände die Regie führen und z.B. die Fairness-Kriterien selbst bestimmen.

Vor diesem Hintergrund haben BFFS, IVS, BVM, aber auch ver.di es abgelehnt, Crew-United bei seinem Vorhaben, den FairFilm Award 2018 selbst zu veranstalten, zu unterstützen. In einem Brief an andere Berufsverbände haben die Mitgliedsverbände IVS, BFFS und BVM zudem erläutert, warum sie nicht akzeptieren und schon gar nicht unterstützen, dass Crew-United sich den FairFilm Award gegen den Willen von DIE FILMSCHAFFENDEN aneignet.

Das alles sind leider keine besonders erquicklichen Nachrichten. Dennoch sollten alle Mitglieder des BFFS wissen, ihr Verband haut sich nicht in die Büsche und verkauft nicht die Interessen der Filmschaffenden, mögen die Wolken über dem Filmschaffenden-Himmel noch so bewölkt sein. Der BFFS scheut sich nicht vor unangenehmen Maßnahmen, wird den Verbänden anderer Gewerke beistehen und mit ihnen DIE FILMSCHAFFENDEN wieder aufrichten.