Volles Haus beim Münchner Filmfest: Intimacy on Set – Live Intimitätsworkshop mit Ita O`Brien

Julia Rahmann
10. Juli 2019

Samstag, 29. Juni 13:30 Uhr im Gasteig, Saal 3. Die Türen zur Veranstaltung von Pro Quote Film und BFFS zum Thema Intimität am Set werden geöffnet: Binnen Minuten war der Saal voll. Die Feuerpolizei konnte leider trotz des großen Interesses nicht alle Besucher und Besucherinnen einlassen. Die Glücklichen, die einen Platz ergattern konnten, wurden in ihren Erwartungen nicht enttäuscht. Nach Begrüßungsworten von der Festivaldirektorin Frau Diana Iljine und den Vorstandsvorsitzenden Leslie Malton und Barbara Rohm von BFFS und Pro Quote Film, stellte Ita O´Brien ihr Konzept und ihre Arbeitsweise vor und bezog das Publikum von der ersten Minute in einen interessanten Erfahrungsaustausch mit ein.

Besonderen Fokus legt die Methodik von Ita O `Brien auf das Nein-Sagen: „Your No is a gift.“ Auf sich selbst zu hören, seine eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu respektieren, gilt es äußerste Priorität beizumessen. Erst wenn man in der Lage ist Nein zu sagen, ist ein Ja ein klares Ja, dem man vertrauen kann.  Ita O`Brien zufolge resultiert der oft unangemessene Umgang mit Intimität am Set unter anderem aus der Unfähigkeit nicht offen sprechen zu können. Körperteile sollen daher mit der korrekten Bezeichnung benannt werden. Ita O`Brien plädiert neben Offenheit für eine klare Kommunikation.
Im zweiten Teil der Veranstaltung führte Ita O`Brien zusammen mit der Regisseurin Emily Atef, der Schauspielerin Stephanie Lexer und dem Schauspieler John Friedmann eindrucksvoll eine Intimszene aus dem Theaterstück Betrayal von Harold Pinter vor, die im Anschluss in einzelne Bausteine zerlegt wurde, um detailliert zu zeigen, wie die Szene mit Hilfe der Guidelines erarbeitet wurde. Schritt für Schritt näherten sich die beiden Schauspieler unter ständiger Rückversicherung, ob es für den anderen in Ordnung sei, an und beschrieben dabei  zum einen, was sie gerade in der Szene tun, zum anderen, welche Gefühle sie dabei empfinden.  An einer Stelle zögerte Stephanie Lexer, ob eine Berührung am Ohr okay ist. Schnell schritt Ita O`Brien ein, denn ein „vielleicht“, bedeutet kein „ja“, sondern ein „nein“! Nur ein klares Ja bedeutet ein Ja. Und auf dieses kann man sich dann auch verlassen.
Im Zuge der Veranstaltung entwickelte sich eine fruchtbare Diskussion mit dem Publikum, das sich begeistert auf einen erkenntnisreichen Austausch einließ. Die Pionierin auf dem Gebiet des Umgangs mit Intimität am Set empfiehlt Schauspielerinnen und Schauspielern die Intimacy Guidelines ausgedruckt zum Dreh mitzubringen, um sie, sollte es von Nöten sein, jederzeit allen Beteiligten vorzeigen zu können.
Ganz besonderer Dank geht an Barbara Rohm, Vorstandsvorsitzende von Pro Quote Film e. V. und Simone Wagner, Vorstandsmitglied beim Bundesverband Schauspiel e.V. für ihr außerordentliches Engagement, dass diese Veranstaltung stattfinden konnte.
Inspiriert von dem Workshop verfolgt der BFFS weiterhin das Anliegen, Intimacy Coordinators künftig bei der Filmaufnahme von Nackt- und Intimszenen Schauspielerinnen und Schauspielern zur Seite zu stellen.