BFFS-Schreiben an alle Bundesländer wegen der Corona-Krise

Heinrich Schafmeister
19. März 2020

Folgendes Schreiben hat der Bundesverband Schauspiel (BFFS) an alle zuständigen Ministerien der Bundesländer und der Bundesregierung gesandt, um für die von der Corona-Krise wirtschaftlich arg bedrohten Schauspieler*innen und ihren Arbeitgebern möglichst schnell Hilfe zu organisieren:

EILT! Bitte sofort vorlegen!

Wir wenden uns heute mit einem sehr dringenden Anliegen an Sie. Anlässlich der notwendig gewordenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise sind sämtliche Theaterveranstaltungen an den Bühnen der kommunalen Träger wie auch der privaten Träger bis auf weiteres nicht mehr möglich. Vom Shutdown sind auch weitere Produktionen der Schauspielbranche betroffen, so auch die Film- und die Synchronproduktionen.

Damit ist tausenden von Schauspieler*innen die Existenzgrundlage und die Möglichkeit genommen, in den nächsten Wochen und Monaten die Bestreitung ihres Lebensunterhalts zu sichern. Wohlgemerkt: Schauspieler*innen sind keine selbständigen Künstler*innen, deren Unterstützung manche Kulturpolitiker*innen schon im Auge haben. Schauspieler*innen sind kurz befristet Beschäftigte, für die es aber keine Lohnfortzahlung-oder Kurzarbeiter-Lösung gibt.

Das Gros der Privattheater ist faktisch nicht in der Lage, den gastspielverpflichteten Schauspieler*innen die vereinbarten Vorstellungsgagen in den nächsten Wochen und Monaten zu zahlen. Vor allem die Tourneetheater, die bislang die wichtige gesellschaftliche Aufgabe erfüllen, die ländlichen Gegenden Deutschlands mit städtischer Theaterkultur zu versorgen, stehen vor dem Ruin und sehen sich außerstande, ihren „Schauspielgästen" die entgangenen Vorstellungsgagen zu zahlen.

Hinzu kommt, dass die meisten Schauspieler*innen in der gesamten Filmbranche als auf Produktionsdauer befristet Beschäftigte tätig werden. Der schon jetzt drastisch spürbare Rückgang des Produktionsvolumens aufgrund der Corona-Krise lässt viele Kolleg*innen aber auch Produzent*innen um ihre berufliche Existenz fürchten. Finanzielle Sicherungsmaßnahmen, die hier schnell und effektiv greifen könnten, existieren derzeit nicht.

Selbst wenn also arbeitsrechtlich ein Anspruch auf Zahlung der Vergütung für vereinbarte Vorstellungen besteht, werden Zahlungen abgelehnt und können faktisch nicht geleistet werden.

Für die betroffenen Schauspieler*innen wie auch für die Privattheater, die Tourneetheater, die Film- und Fernsehproduzent*innen und für die Synchronproduzent*innen bedarf es nun einer schnellen und effektiven Hilfe. Effektive Hilfe können nur die Landesregierungen und die Bundesregierung durch Bereitstellung erforderlicher Finanzmittel leisten, damit den betroffenen Schauspieler*innen der Bühnen, Film- und Synchronproduktionen in angemessenem Maße Entschädigungszahlungen und/oder Überbrückungsgelder gezahlt werden können.

Wir bitten Sie daher, kurzfristig ein Gespräch zu ermöglichen, damit Optionen der Hilfeleistungen und Unterstützung besprochen und diskutiert werden können.

Mit freundlichen Grüßen

Der BFFS-Vorstand