BFFS lehnt „Cloud-Dubbing“ statt Synchronisation strikt ab

BFFS Geschäftsstelle
20. April 2020

Für den Bundesverband Schauspiel (BFFS) ist die Zusammenarbeit von Synchronschauspieler*innen mit den Gewerken Regie, Schnitt und Ton zwingende Voraussetzung für eine Synchronproduktion. Homeoffice-Lösungen ohne Team wie das sogenannte Cloud-Dubbing lehnt der Verband konsequent ab.

 

Berlin, 20. April 2020 – Der Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS) warnt trotz der Corona-Krise davor, Synchronarbeiten für Film- und Fernsehproduktionen von Schauspieler*innen allein im Homeoffice realisieren zu lassen. Bei diesem sogenannten Cloud-Dubbing fehlt die bei einer Synchronproduktion erforderliche unmittelbare Zusammenarbeit mit den unverzichtbaren Gewerken Regie, Schnitt und Ton. Außerdem besteht die Gefahr, dass Kolleg*innen, die sich auf das Cloud-Dubbing einlassen, ins soziale Abseits geraten. Denn unter Umständen werden sie nicht mehr vom Arbeitgeber sozialversichert, aber auch nicht von der Künstlersozialkasse (KSK) aufgenommen. Der BFFS lehnt daher derartige Vertrags- und Arbeitsbedingungen entschieden ab. Dass die derzeitige Corona-Pandemie nun ausgenutzt werden soll, um diese zweifelhafte Produktionsweise zu etablieren, ist nach Auffassung des BFFS besonders unangebracht.

 

„Aktuell versuchen einzelne Produzenten, die Arbeit der Synchronschauspieler*innen ins Homeoffice zu verlagern. Die Kolleg*innen erhalten dann ein Mikrofon und sollen ihre Sprachaufnahmen allein zu Hause erledigen und in eine Cloud hochladen. Da das Homeoffice in der Regel kein professionelles Studio ist, bekommen wir dabei schon wegen der Akustik ein Qualitätsproblem“, erklärt BFFS-Vorstandsmitglied Dr. Till Valentin Völger und ergänzt: „Methoden wie das Cloud-Dubbing sind leider Wasser auf die Mühlen derjenigen, die Synchronfassungen ohnehin als Verunstaltung des Films einstufen. Diese Arbeitsweise verdient nicht annähernd den Namen ‚Synchronproduktion‘. Als Schauspieler*in brauche ich unbedingt die Rückmeldung von der Regie, vom Schnitt und vom Ton. Wenn das wegfällt, spreche ich nicht nur in die ‚Wolke‘, sondern ins Nirwana. Da tun wir uns, den Konsumenten und damit letztlich auch den Kunden keinen Gefallen.“

 

Synchronproduzenten rüsten für Sprachaufnahmebetrieb die Studios um

Wie bereits eine Vielzahl an Synchronproduzenten angekündigt hat, werden aktuell in Abstimmung mit dem Medizinischen Dienst umfassende Maßnahmen in den Studios umgesetzt, damit der Betrieb wieder aufgenommen werden kann. „Zu den Maßnahmen zählen beispielsweise digitale Dialogbücher, Trennwände aus Plexiglas und natürlich die regelmäßige Desinfektion der Oberflächen“, berichtet Völger.

 

„Remote-Dubbing“ als weitere Notfalllösung

„Sollten weitere Einschränkungen notwendig werden, so ist allenfalls das sogenannte Remote-Dubbing akzeptabel. An den Synchronproduktionen sind dann weiterhin alle Gewerke beteiligt, aber an verschiedenen Orten. Synchronschauspieler*innen sind in jeweils einem eigenen Raum, Schnitt und Ton sind zugeschaltet – es muss aber eine gute, saubere Verbindung bestehen und die entsprechende Soft- und Hardware vorhanden sein“, meint Dr. Völger, der das Remote-Dubbing allerdings nur als Zwischenlösung sieht, damit Synchronproduktionen überhaupt stattfinden können.

Honorarfreies Foto von Dr. Till Völger (© Kornelia Boje) zum Download

Über den Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS):

BFFS steht für Bühne, Film, Fernsehen, Sprache. Gegründet 2006 ist der BFFS als Verband und Gewerkschaft mit seinen über 3.500 Schauspieler*innen inzwischen die größte nationale Schauspielorganisation und mitgliederstärkste Berufsvertretung der deutschen Film-, Fernseh- und Theaterlandschaft. Der BFFS vertritt die berufsständischen sowie die gewerkschaftlichen Interessen der Schauspieler*innen in Deutschland. Er will die kulturellen, gesellschaftlichen, politischen, rechtlichen, tariflichen und sozialen Rahmenbedingungen verbessern bzw. schaffen, die sowohl den einzigartigen Schauspielberuf schützen, bewahren und fördern als auch die besondere Lebens- und Erwerbsituation der Künstler*innen berücksichtigen, die diesen Schauspielberuf ausüben.

 

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