„Ich weiß, dass es eine sehr, sehr schwere Zeit für Sie ist.“

Heinrich Schafmeister
9. Mai 2020

Heute am Samstag widmete unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Podcast eigens uns Künstler*innen. Sie beklagt den „tiefen Einschnitt“, den die Corona-Krise für „unser gemeinsames kulturelles Leben“ bedeutet und hebt hervor: „Ganz besonders betroffen sind die vielen Künstlerinnen und Künstler, ganz besonders hier wieder die Freischaffenden.“ (Siehe Transkript Podcast „Corona und Kultur“)

„Ich weiß, dass es eine sehr, sehr schwere Zeit für Sie ist“, sagt die Kanzlerin.

Und wir Schauspieler*innen wissen: Wir sind wieder einmal verloren zwischen den Stühlen!

Denn so sehr wir Schauspieler*innen diese Ansprache der Kanzlerin begrüßen, so sehr verbittert uns, dass bisher alle Maßnahmen zur Unterstützung von Künstler*innen – seien sie nun vom Bund oder von den Ländern – größtenteils an uns Schauspieler*innen vorbeigehen.

Keine Künstlerhilfen für uns!

Obwohl wir „freischaffenden“ Schauspieler*innen wie Solo-Selbstständige von kurz befristeten Engagements zu kurz befristeten Engagement hangeln, die nun alle weggebrochen sind, werden wir von sämtlichen Künstlerhilfen ausgeschlossen, weil wir keine Solo-Selbstständigen sind. Denn sämtliche Künstlerhilfen setzen Solo-Selbstständigkeit voraus. Außerdem werden meistens nur Betriebskosten angerechnet, die wir nicht haben. Stattdessen haben wir als ständig Arbeitsuchende hohe Werbungskosten und viele von uns wissen jetzt nicht, wovon sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen.

Keine Grundsicherung für uns!

Da bleibt nur die Grundsicherung. Aber weil wir aufgrund der vielen Lücken zwischen unseren Engagements nur eine kümmerliche gesetzliche Rente von ein paar hundert Euro erwarten dürfen, müssen wir möglichst viel auf die hohe Kante legen. Sonst können wir im Alter nicht überleben. 60.000 Euro Erspartes wird dafür nicht reichen. 60.000 Euro (plus 30.000 Euro für jeden in der Bedarfsgemeinschaft) gelten aber laut Antrag als ein „erhebliches Vermögen“, das uns von der Grundsicherung ausschließt.

Keine Einkünfte mehr für uns!

Gagen, die uns noch von abgesagten Vorstellungen und Drehtagen zustehen, bzw. das entsprechende Kurzarbeitergeld können uns – wenn sie uns überhaupt gezahlt werden –nicht auf Dauer über Wasser halten. Arbeitslosengeld bekommen nur die Wenigsten von uns, weil die Verbesserungen der verkürzten Anwartschaftszeit erst seit Jahresbeginn greifen. Wir haben keine Einkünfte mehr und keine Perspektive, wann wir wieder spielen und Geld verdienen dürfen.

Wir hoffen noch und brauchen dringend eine Brücke!

Wir Schauspieler*innen hoffen immer noch auf das Versprechen der Länderpolitiker und der Bundeskanzlerin, „dass Künstlerinnen und Künstlern Brücken gebaut werden“. Denn wir brauchen jetzt ganz dringend und schnell eine Brücke über das tiefe Tal, in dem wir verloren zwischen den Stühlen sitzen! Wir brauchen dringend eine Künstlerhilfe, die auch uns „freischaffende“ – aber eben nicht solo-selbstständige – Schauspieler*innen berücksichtigt!