BFFS goes Gewerkschaft

BFFS Geschäftsstelle
7. März 2021

Stichtage: 16.02.2010, 13.07.2010, 14.07.2010

Nach dreijähriger Tätigkeit als Berufsverband, der sich für die Verbesserung der Rahmenarbeitsbedingungen von Schauspieler*innen einsetzen will, war klar, dass der BFFS sich nicht ausschließlich auf die politische Lobbyarbeit konzentrieren kann.

Arbeitsbedingungen werden in erster Linie von Arbeitgeberverbänden mit den entsprechenden Gewerkschaften tarifvertraglich ausgehandelt.

In der Film- und Fernsehbranche setzte seit 1996 der Tarifvertrag für Film- und Fernsehschaffende (TV FFS) zwischen dem Bundesverband Deutscher Fernsehproduzenten e.V., der Arbeitsgemeinschaft Neuer Deutscher Spielfilmproduzenten e.V., dem Verband Deutscher Spielfilmproduzenten und der IG Medien und der Deutschen Angestellten Gewerkschaft Berufsgruppe Kunst und Medien den entsprechenden Rahmen.

Den Gagenverfall der Schauspieler*innen bei gleichzeitig steigender zeitlicher Arbeitsbelastung am Set zu stoppen und Einfluss auf die grundsätzliche Regelung des Manteltarifvertrag nehmen zu können, dazu musste der BFFS selbst an den Verhandlungen zum Abschluss von Tarifverträgen teilnehmen. Dies aber setzte wiederum voraus, dass der BFFS zunächst den Schritt zur Gewerkschaft vollziehen musste.

Und so beschloss die BFFS-Mitgliederversammlung am 16.02.2010 eine Änderung seiner Verbandssatzung und regelte die Tariffähigkeit des BFFS. Damit war zunächst in rechtlicher Sicht ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Schauspielgewerkschaft vollzogen.

Wie aber würden die anderen Branchenplayer mit dem Anspruch des BFFS, nun als Schauspielgewerkschaft die Geschehnisse und Entwicklungen in der Film- und Fernsehbranche mitgestalten zu wollen, umgehen? Würden sie den BFFS am Tarifverhandlungstisch als Verhandlungspartner akzeptieren oder musste sich der BFFS ggfs. auf eine langwierige gerichtliche Klärung der Verhältnisse einstellen?

Nach eingehenden Vorgesprächen mit der bis dato in der Film- und Fernsehbranche maßgeblichen Gewerkschaft ver.di akzeptierte sie am 13.07.2010 den BFFS als neuen Partner für den Bereich Schauspiel. Bereits einen Tag später, am 14.07.2010, saß der BFFS als eigenständige Gewerkschaft an der Seite von ver.di Filmunion, um mit der Produzentenallianz in erster Runde über zwei neu zu schaffende Tarifverträge zu verhandeln: einen zur Erlösbeteiligung bei Kinofilmen für alle Kreative (auch für uns Schauspieler*innen) und einen eigens nur für die Vergütung und für spezifische Konditionen der Schauspieler*innen. Beide Tarifverträge kamen nach drei Jahren intensiver Verhandlungen zustande und wurden vom BFFS mit unterzeichnet. Dies war der Auftakt für eine inzwischen elfjährige vertrauensvolle mit ver.di und für weitere zahlreiche erfolgreiche Abschlüsse kollektivvertraglicher Regelungen des BFFS – der Schauspielgewerkschaft.