Erstmals wird ein BFFS-ler in den GVL-Beirat gewählt

BFFS Geschäftsstelle
12. März 2021

Stichtag: 15.05.2012

Die Berechtigtenversammlung der GVL tagte am 15.05.2012 im Saal des Intercontinental Hotel Berlin. Die Stimmung war äußerst gereizt.

Die GVL hatte 2 Jahre zuvor ihr honorarbasiertes Verteilungssystem aufgeben und durch eines ersetzen müssen, dass sich nach Nutzung unserer Filmwerke und nach Größe unserer Rollen orientierte. Für uns Schauspieler*innen hieß das, wir mussten für alle unsere Dreharbeiten, auch für solche, die Jahrzehnte zurücklagen, die Anzahl unserer Drehtage ermitteln und in eine neue, noch unausgereifte Datenbank der GVL einpflegen. Darüber hinaus hatte die Schröder-Regierung eine gesetzliche Tabelle gestrichen, die festlegte, welche Vergütungen für welche Speichermedien an die Verwertungsgesellschaften zugunsten der Kreativen fließen sollten. Jetzt mussten unsere Verwertungsgesellschaften mit der Speichermedienindustrie entsprechende Tarife selber aushandeln. Ein schwieriges Unterfangen. Denn viele internationale Konzerne dachten gar nicht daran, sich auf solche Verhandlungen einzulassen. Die GVL musste immense Gelder zurückhalten. Die Ausschüttung war spärlich, die Aufregung der Berechtigten groß. Und weil die Informationspolitik der GVL zu wünschen übrig ließ, richteten sich viele Vorwürfe gegen die GVL selbst.

Der BFFS musste sich entscheiden: Sollte er sich überhaupt um GVL-Themen kümmern? Wenn ja, sollte er die GVL nur von außen kritisch begleiten? Oder sollte er konstruktiv an Verbesserungen mitarbeiten? Dann musste der BFFS bzw. seine Leute auch in den GVL-Gremien mitwirken können.

Der Wunsch des BFFS einer der Gesellschafter der GVL zu werden, traf damals bei den andern Gesellschaftern, dem Bundesverband Musikindustrie (BVMI) und dem Deutschen Orchesterverband (DOV), auf taube Ohren. Die Hälfte der 24 Künstler*innen im GVL-Beirat wurde von den Gesellschaftern bestimmt. Die übrigen konnten zwar von den Berechtigten gewählt werden, aber von den 12 war nur ein Sitz für die Gruppe der Schauspieler*innen und künstlerisch Vortragende vorgesehen. Einer von 24? Lohnt sich das? „Klar“, dachten wir uns vom BFFS, „besser einen Schuh in der Tür, als nackig außen vor“.

Der BFFS favorisierte eines seiner Vorstandsmitglieder, Thomas Schmuckert, und mobilisierte seine Mitglieder, die GVL-Berechtigtenversammlung zu besuchen und für unseren BFFS-Kandidaten zu stimmen. Der InteressenVerband Synchronschauspieler (IVS) solidarisierte sich mit dem BFFS und legte sich auch auf unseren Kandidaten fest.

Im Saal saßen schließlich fast 400 Schauspieler*innen – so viel wie nie zuvor bei einer GVL-Versammlung. Allerdings waren die Gemüter unter den insgesamt 700 Berechtigten derart aufgeheizt, dass es alles andere als sicher war, ob unser Favorit am Ende die die Nase vorn haben würde. So musste der BFFS noch während der Versammlung kräftig für seinen Kandidaten trommeln.

Mit 343 Stimmen obsiegte erstmals ein BFFS-ler in der Gruppe „Schauspieler und künstlerisch Vortragende“. Mit 50 Stimmen wurde Frank Röth zu seinem Stellvertreter gewählt. Der BFFS hatte seinen ersten Schuh in der Tür. Aber der Weg war und ist noch lang und steinig.