Stichtage: 24.05.2006 & 04.04.2021
„Du wirst die Schauspieler nie dazu bringen, in einen Verband zu gehen. Sie können sich ja oft noch nicht einmal auf eine Kneipe verständigen.“ Das haben wir unserem Kollegen Michael Brandner entgegengehalten, als er uns im Jahre 2006 drängte, einen Schauspielverband ins Leben zu rufen.
Naja, die Wette hatten wir verloren und Michael gewonnen. Nach Gründung unseres BFFS am 4. April konnten wir erst am 15. Mai über unsere neue Homepage den Mitgliedereintritt freischalten. Bereits am 24. Mai 16:30 Uhr verzeichneten wir 277 Mitglieder. Unser Vorsitzender, Michael Brandner – natürlich – mit der Nummer 1 und Leslie Malton, unsere heutige Vorsitzende, mit der Nummer 5. Wir staunten nicht schlecht, so viele Schauspieler*innen in nur 10 Tagen. Aber Michael war enttäuscht. „Warum sind wir noch keine Tausend? Erst dann können wir was durchsetzen.“
Und in diesem Spannungsfeld befinden wir uns noch heute. Jetzt sind wir 15 Jahre jung und nach stetigem Zuwachs in all den Jahren viel, viel mehr Mitglieder, als wir – realistisch betrachtet – jemals erwarten durften. Denn sein wir ehrlich: Wir hätten an dieser Stelle auch schon als Erfolg feiern können, dass es den BFFS überhaupt noch gibt. Wir sind nach wie vor individualistische Gemüter, jedes sehr eigen, alle anders. Wir sind ein in alle Richtungen überbordender Haufen Fantasie, viel größer als die kleine Zahl der hierzulande lebenden fünfzehn- bis zwanzigtausend Schauspieler*innen. Wir lassen uns ungern in eine Schublade stecken, Vereinsfolklore ist uns zuwider, wir lieben unsere Unabhängigkeit, Ungebundenheit, Selbstständigkeit – und trotzdem: 3.713 von uns wollen mehr. Mehr Mitsprache, wenn es um unseren Berufsstand geht, mehr sozialen Schutz, mehr Bezahlung, mehr Rollen, mehr Vielfalt, mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern, mehr Respekt … und überhaupt mehr miteinander. Sie sind alle im BFFS und haben ihn zu der wirkmächtigen Schauspielgewerkschaft gemacht, die schon so viele Fortschritte für uns Schauspieler*innen durchsetzen konnte.
1.915 weiblich, 1.798 männlich (obwohl: wieviel von uns sich dort nicht einordnen lassen, wissen wir nicht, das „System“ kennt derzeit nur Frauen und Männer, das System muss und wird geändert!). Von den 3.713 sehen 1.035 ihren Schwerpunkt an Bühnen, 2.107 bei Film und Fernsehen, 443 bei Synchron- und Sprachproduktionen und 128 können als Schauspielschüler*innen noch keinen Erwerbsschwerpunkt ausmachen. Das ist der aktuelle Stand von heute 04.04.2021 um 17:00 Uhr. Einen größeren Verband nur mit Schauspieler*innen hatte es hierzulande nie zuvor gegeben. Überhaupt hat kein Berufsstand in der Bühnen-, Film-/Fernseh- und Synchronlandschaft eine größere eigene Berufsvertretung. Wer hätte uns das im Jahre 2006 zugetraut?
Aber Michael wird zu Recht sagen: „Da ist noch viel Luft nach oben. Wir wollen mehr vom Mehr.“ Und dafür brauchen wir auch mehr: Mehr BFFS-Lebensdauer, mehr Erfahrung, mehr Ressourcen, mehr Geduld, mehr Nachdruck und noch viel, viel mehr Schauspieler*innen im BFFS, die auch mehr wollen.
Frohe Ostern!
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