Einigung bei Künstler:innengagen erreicht – die Mindestgage steigt in zwei Schritten und wird dynamisiert
Der Deutsche Bühnenverein und die Künstler:innengewerkschaften GDBA, VdO und BFFS haben sich nach intensiven Tarifverhandlungen in der vierten Runde auf eine neue Gagenregelung für die Solobeschäftigten und Bühnentechniker:innen verständigt. Danach wird die Mindestgage in zwei Stufen von bisher € 2.000 ab dem 01.09.2022 auf zunächst € 2.550 und ab dem 01.01.2023 auf € 2.715 angehoben. Ebenso werden die Gastgagen entsprechend erhöht und erfahren damit auch eine Steigerung von mehr als 35 Prozent.
Im Vorfeld hatte der Deutsche Bühnenverein seinen Mitgliedern bereits die normative Empfehlung gegeben, die Mindestgage ab 01.09.2022 auf € 2.500 anzuheben. Nun hat man sich auf einen gemeinsamen Kompromiss verständigen können.
Die Tarifparteien haben sich darüber hinaus geeinigt, die Mindestgage ab den Tarifrunden 2023/2024 zu dynamisieren. So ist sichergestellt, dass sich diese genauso wie die übrigen Gagen und Gehälter an den Bühnen linear entwickelt.
Teil des Abschlusses ist auch die Einführung einer Stufe in Form einer ebenfalls dynamisierten Beschäftigungszulage in Höhe von € 200 auf die Mindestgage zu Beginn der Spielzeit 2023/2024. Solobeschäftigte und Bühnentechniker:innen, die länger als zwei Jahre an Theatern, die dem Deutschen Bühnenverein angehören, gearbeitet haben, erhalten dann mindestens € 2.915.
Weitere strukturelle Erhöhungen der Gagen ab Herbst 2023 und 2024 sind an eine tarifliche Vereinbarung zur Teilzeit geknüpft.
Der BFFS war an den letzten beiden Verhandlungsrunden beteiligt und wird diesen Abschluss als neuer Partner in der Verhandlungsgemeinschaft der Künstler:innengewerkschaften mit unterzeichnen.
Lisa Jopt, Geschäftsführende Präsidentin GDBA: “Dies ist ein historischer gemeinsamer Erfolg. Die Dynamisierung der Gagen ist seit über dreißig Jahren ein Thema der Gewerkschaften. Dass Bühnenkünstler:innen im Vergleich zum öffentlichen Dienst wie Küchenhilfen und Bot:innen bezahlt werden, ist vorbei. Weitere Verbesserungen werden wir angehen.“
Klara Deutschmann, Vorstandsmitglied BFFS: „Mit diesem Tarifabschluss ist ein wichtiger Schritt zu fairen Vergütungen für Schauspieler:innen und andere Solokünstler:innen gegangen worden. Wir freuen uns, künftig in Verhandlungsgemeinschaft mit GDBA und VdO für die Verbesserung von Arbeitsbedingungen an deutschen Bühnenhäusern zu kämpfen.“
Tobias Könemann, Geschäftsführer VdO: „Mit diesem Tarifabschluss ist ein wichtiger Schritt erfolgt, der negativen Entwicklung von Vergütungen in künstlerischen Beschäftigungsverhältnissen an deutschen Theatern entgegenzuwirken. Nun gilt es, auch für freischaffende Künstler:innen angemessene und verbindliche Gagenregelungen zu schaffen.“
Claudia Schmitz, Geschäftsführende Direktorin Deutscher Bühnenverein: "Mit diesem Tarifabschluss und der stufenweisen Erhöhung der Mindestgage gewährleisten wir deutlich verbesserte Bedingungen für künstlerisch Beschäftigte an den Bühnen. Zudem stellt der Abschluss die notwendige Rechtssicherheit für die Bühnen her, derer es insbesondere im Verhältnis zu den Rechtsträgern bedarf. Es ist wichtig, dass wir uns mit den Gewerkschaften auf eine stufenweise Erhöhung der Mindestgage verständigen konnten. Nun können wir nächste Schritte, wie die dringend notwendige Vereinbarung von Teilzeitarbeit für Solobeschäftigte, angehen. Unser ausdrücklicher Appell geht an die Rechtsträger: Der aktuelle Abschluss stellt für die Bühnen eine finanzielle Herausforderung dar, die sie alleine nicht schultern können. Die Bühnen brauchen dringend die Zusage der Rechtsträger, diesen Mehraufwand mitzutragen. Dieser Abschluss nimmt uns alle – gemeinsam – in die Verantwortung.“
Heinrich Schafmeister, 1957 im Ruhrgebiet geboren, dort sozialisiert, wurde Straßen- und Rockmusiker, studiert an der Folkwang-Hochschule Schauspiel und arbeitet seit 1984 als Schauspieler. Er war seit Gründung des BFFS 17 Jahre lang dort im Vorstand zuständig für Sozialpolitik und Tarifverhandlungen und kümmert sich auch nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand als Bevollmächtigter um Tarifverhandlungen.