Grafik Umfrage Bffs

PRESSEMITTEILUNG | BFFS befragt Schauspieler*innen zu ihren Erfahrungen mit der Darstellung von Sexualität

BFFS Geschäftsstelle
28. Juni 2022

 

BFFS befragt Schauspieler*innen zu ihren Erfahrungen mit der Darstellung von Sexualität. Die Ergebnisse sind besorgniserregend.

Berlin, 28. Juni 2022 – Anlässlich einer BFFS Veranstaltung auf dem Münchener Filmfest am 30.06.2022 mit dem Titel: „Ein neuer Beruf stellt sich vor: Intimacy Coordinating und die Professionalisierung der Darstellung von Intimität“ wird der BFFS die Ergebnisse einer Studie veröffentlichen zum Thema: „Erfahrungen von Schauspieler*innen mit Nacktheit und simuliertem Sex!“

Intimität und sexualisierte Gewalt in Filmen: Begünstigen solche Szenen Grenzüberschreitungen im Zusammenhang mit der schauspielerischen Arbeit? Der BFFS hat in Kooperation mit dem Institut für Medienforschung der Universität Rostock und dem culture change hub eine Umfrage unter Schauspieler*innen zu ihren Erfahrungen mit ihrer beruflichen Arbeit in solchen Szenen durchgeführt.

Zentrale Ergebnisse:

  • Danach haben 4 von 5 weiblichen und etwa die Hälfte der männlichen Schauspieler*innen im Beruf Erfahrungen mit Grenzverletzungen, sexueller Belästigung oder sexualisierter Gewalt gemacht. Im Rahmen der Darstellungen von Intimität, Nacktheit oder sexualisierter Gewalt haben über die Hälfte der weiblichen Befragten mindestens einmal Grenzverletzungen erfahren, ebenso über 20% der männlichen Befragten.
  • Bereits während der Ausbildung haben 1 von 3 Schauspielerinnen und etwas mehr als ein Sechstel der Schauspieler bei der Darstellung von Intimität, Nacktheit und sexualisierter Gewalt Grenzüberschreitungen erlebt.
  • Jede zweite Schauspielerin und 1 von 5 Schauspielern hat Angst, keine Arbeit mehr zu bekommen, falls sie sich zu einem Vorfall äußern würden.
  • Fast 70% der Schauspielerinnen und ein Drittel der Schauspieler (35,2%) haben Angst, als schwierig zu gelten, wenn sie Details der Darstellung von Intimität, Nacktheit oder sexualisierter Gewalt nicht oder nur zu bestimmten Bedingungen zustimmen würden.
  • Die Mehrheit der Schauspieler*innen (71,7% weiblich und 59,3% männlich) hat selten oder nie das Gefühl, dass Mitarbeiter*innen für den professionellen Umgang mit Intimitätsszenen oder Szenen mit sexualisierter Gewalt geschult sind. Und nur 10% der weiblichen und 16% der männlichen Befragten geben an, dass die Regie im Umgang mit Intimitätsszenen geschult ist.
  • Die große Mehrheit aller Befragten gibt an, insbesondere die männlichen Befragten mit fast 90%, bisher keine schriftlichen Regelungen zu intimen Szenen und Nacktheit gehabt zu haben.
  • Fast 9 von 10 Schauspielerinnen und knapp 8 von 10 Schauspielern finden den Einsatz von Intimacy Coordination sinnvoll.

Leslie Malton, Vorsitzende des BFFS zu den Ergebnissen: „Unsere Umfrage unter Kolleg*innen macht uns nochmal deutlich, wie vulnerabel die schauspielerische Arbeit an diesen herausfordernden Szenen ist. Und dass wir einen professionelleren Arbeitsrahmen brauchen, um Grenzverletzungen für Schauspieler*innen zu vermeiden.“

„Darstellungen von Intimität und sexualisierter Gewalt sind ein sehr verletzlicher Bereich und müssen als Choreografie verstanden und umgesetzt werden. Es muss keine erotische Stimmung erzeugt werden, um mitreißende Szenen zu kreieren. Gutausgebildete Intimacy Coordinator sorgen für eine desexualisierte Arbeitsweise und die Sicherheit, dass innerhalb der professionellen Grenzen von Schauspieler*innen gearbeitet wird. Erst dann kann sich Kreativität wirklich entfalten“, so Barbara Rohm, Leiterin der ersten Intimacy Coordinating Weiterbildung im deutschsprachigen Raum.

„Die Einführung von Intimacy Coordinating in Deutschland als professionelle Begleitung und Betreuung der schauspielerischen Arbeit bei Intim-, Nackt, bzw. Sexszenen halten wir für einen wichtigen Schritt, im Sinne der Prävention von Grenzüberschreitungen. Dabei ist uns wichtig, dass in der Weiterbildung für angehende Intimacy Coordinator ein hoher Qualitätsmaßstab angesetzt wird. Künftige Intimacy Coordinatoren müssen mit dem notwendigen Handwerkzeug für die optimale Unterstützung von Schauspieler*innen ausgestattet werden“, so Bernhard Störkmann, Justiziar des Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS).

Die Veranstaltung des BFFS auf dem Münchener Filmfest will über Wege zur Risikobegrenzung und Prävention durch Intimacy Coordinating sprechen. Die erfahrene Intimitäts-Koordinatorin und Ausbilderin Laura Rikard von Theatrical Intimacy Education, USA, wird in ihrem Vortrag die Entstehungsgeschichte und die Arbeitsweise von Intimacy Coordinating beleuchten. Danach werfen wir ein Schlaglicht auf den ersten Weiterbildungsgang im deutschsprachigen Raum für Intimacy Coordinator von culture change hub, der mit der Unterstützung des BFFS, dem Medienboard Berlin Brandenburg, der Moin Filmförderung, dem Österreichisches Filminstitut und Focal Schweiz durchgeführt wurde.

VERANSTALTUNGSORT:

Theatersaal im Amerikahaus
Einlass 14:30 Uhr
Beginn 15:00 Uhr

 

LIVESTREAM:

Die Veranstaltung wird über den YouTube Kanal des BFFS im Livestream übertragen.

 

INTERVIEWPARTNERINNEN:

Leslie Malton, Schauspielerin und Vorsitzende Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS)
Barbara Rohm, Projektleiterin der Umfrage und Leiterin der Weiterbildung zum Intimacy Coordinator, culture change hub
Anne Schäfer, Schauspielerin und Intimacy Coordinator
Katja Weitzenböck, Schauspielerin und Intimacy Coordinator
Chun Mei Tan, Schauspielerin, Schauspiel Coach und Intimacy Coordinator
Petra Fritzi Hennemann, Stunt Woman und Intimacy Coordinator

Interviewanfragen bitte über den Pressekontakt:

Yvonne de Andrés
+49 152 34115987
ydeandres@gmx.de

 

ABLAUF DER VERANSTALTUNG:

 PROGRAMM

GRUßWORT:
Diana Iljine, Festivaldirektorin Filmfest München

PRÄSENTATION DER AKTUELLEN UMFRAGE DES BFFS:
Leslie Malton, Vorsitzende Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS)

VORTRAG:
Laura Rikard, Intimacy Coordinator, Stage Movement Specialist, Co.Founder Theatrical Intimacy Education, USA

VORSTELLUNG DER ERSTEN INTIMACY COORDINATOR WEITERBILDUNG:
 Barbara Rohm, Gründerin culture change hub

 

DISKUSSIONSRUNDE:

Florian Gallenberger, Regisseur und Präsident der Deutschen Filmakademie, angefragt
Maren Lansink, Juristin, Themis Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt
Corinna Mehner, Produzentin und Geschäftsführerin blue eyes Fiction und Vorstand Allianz Deutscher Produzenten
Bernhard F. Störkmann, geschäftsführender Justiziar des Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS) und Rechtsanwalt
Chun Mei Tan, Schauspielerin, Schauspiel Coach und Intimacy Coordinator

Moderation: Barbara Rohm, culture change hub

 ABRUF UMFRAGE:
„Teil 1 der Umfrage zur Darstellung von Intimität, Nacktheit und sexualisierter Gewalt unter Schauspieler*innen des Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS)“ ist hier abrufbar.