20230222 Hinter Den Kulissen Der Traumfabrik@maren Strehlau1

Hinter den Kulissen der Traumfabrik – Die Zukunft der Arbeit am Filmset

Julia Rahmann
22. Februar 2023

Im Rahmen der Berlinale war der BFFS gemeinsam mit der Friedrich Ebert Stiftung am 17.02.2023 Gastgeber mit der Veranstaltung „Hinter den Kulissen der Traumfabrik – Die Zukunft der Arbeit am Filmset“.

Vollkommen ausgebucht und mit Plätzen auf der Warteliste öffneten sich die Tore zur Veranstaltung pünktlich um 14 Uhr. Nach Eröffnungsworten von Michelle Müntefering und der BFFS-Vorstandsvorsitzenden Leslie Malton stellten Laura Rikard (Intimacy Coordinating, USA), Zanele Mthembu (Safe Contact Officers, Süd Afrika) und Melanie Hoyes (Wellbeing Facilitators, Großbritannien) ihre Erfahrung der Best Practices vor. Alle drei Leuchtturmprojekte verfolgen das Ziel, eine diskriminierungsfreie, Grenzen wahrende, sichere und zukunftsfähige Arbeitskultur zu schaffen.

Laura Rikard, live zugeschaltet aus den USA, gab einen spannenden Einblick in ihre Arbeit als Intimacy Koordinatorin. Intimacy Koordinator*innen fungieren als Art Mediator*in zwischen Regie und Schauspieler*innen und klären, was für die Schauspieler*innen in Ordnung ist und was nicht: Was soll die Szene vermitteln, welche Intimität ist nötig, welche nicht? Welche kreativen Alternativen kann es geben, sodass alle an der Szene Beteiligten sich sicher und geschützt fühlen. Am Ende des Tages wird der Verlauf des Tages festgehalten, sollte es Probleme gegeben haben, werden diese sofort besprochen und gelöst.

Als Safe Contact Officer erläuterte Zanele Mthembu, wie wichtig es ist, die Lücke zwischen dem Wissen, was sexuelle Belästigung ist und der Frage, was kann man bei sexueller Belästigung tun, zu schließen. Safe Contact Officers führen Menschen durch den Prozess, wenn sie eine Grenzüberschreitung melden möchten. Die größte Herausforderung sei es, Frauen die Angst davor zu nehmen, nicht mehr besetzt zu werden, erklärte Zanele Mthembu.

Ein weiteres Leuchtturmprojekt ist das Berufsbild des Wellbeing Facilators. Die Rolle des Wellbeing Facilitator bei Produktionen besteht darin, wie Melanie Hoyes eindrucksvoll schilderte, Regisseur*innen und Produzent*innen dabei zu unterstützen und zu beraten, wie sie eine positive Arbeitskultur für alle am Set Beteiligten schaffen können. Als neutraler Dritter können sie bei der Deeskalation und Untersuchung von Fällen von Mobbing, Belästigung und Diskriminierung helfen. Sie sind auch da, um alle am Set Beteiligten aktiv in ihrem Wohlbefinden und ihrer mentalen Gesundheit bei der Arbeit zu unterstützen.

Anschließend diskutierten Leslie Malton (Schauspielerin, Vorsitzende des BFFS), Jasmin Tabatabai (Schauspielerin und Sängerin), Anna Schoeppe (Geschäftsführerin von HessenFilm und Meiden), Bernhard F. Störkmann (geschäftsführender Justiziar und Rechtsanwalt des BFFS) und Beka Bediana (Schauspieler und Vorstandsmitglied BFFS), was es braucht, damit solche Best Practices in Deutschland fest in der Arbeitskultur etabliert werden können. Moderiert wurde die Veranstaltung von Barbara Rohm (Gründerin culture change hub). Der BFFS wird weiterhin das Ziel verfolgen, Intimitäts-Choreograf*innen künftig bei Nackt- und Intimszenen Schauspieler*innen zur Seite zu stellen und Arbeitsstandards für Intimitäts-Choreograf*innen, Safe Contact Officers und Wellbeing Facilitator zu etablieren.