20230429 Artikel Der Bffs Will Aufklärung

Aufklärung ist das Gebot der Stunde

Beka Bediana Hans-Werner Meyer
29. April 2023

Keine vorschnelle Verurteilung der Themis

Wie viele seiner Mitglieder hat auch der Vorstand des Bundesverband Schauspiel (BFFS) am letzten Freitagnachmittag in Spiegel Online den verstörenden Artikel über die Dreharbeiten von „Manta Manta – Zwoter Teil“ gelesen.

Der BFFS war in den Jahren 2017 und 2018 ganz wesentlich an der Planung und Gründung der „Themis Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt“ beteiligt. Er ist Mitglied im Trägerverein der Themis. Er weiß: Seit Gründung der Themis hat sie sich um zahlreiche Betroffene, die sich mit ihren Erfahrungen zur sexuellen Belästigung und Gewalt in der Kulturlandschaft Hilfe suchend an die Themis gewendet haben, intensiv gekümmert. Die Integrität dieser für unsere Branche so wichtigen Einrichtung liegt dem BFFS besonders am Herzen.

Von daher empfindet der BFFS die Schilderungen am Schluss des Artikels als sehr befremdlich, wie mit Hilfsanfragen von Menschen, die sich an die Themis gewandt haben, umgegangen worden sein soll. Das widerspricht den Erfahrungen, die der BFFS bislang mit der Themis gemacht hat. Trotzdem, Fehler können passieren.

Der BFFS ist besorgt und wird sich um Aufklärung kümmern.

Natürlich ist die Vertrauensstelle Themis zur Verschwiegenheit verpflichtet. Sie darf sich grundsätzlich nicht zu Einzelfällen ihrer Beratungsarbeit äußern – weder zum Spiegel, noch zu anderen, auch nicht gegenüber dem BFFS. Die Vertraulichkeit, auf die sich Ratsuchende verlassen können müssen, wiegt schwerer als das öffentliche Interesse.

Natürlich stellt diese Verschwiegenheitspflicht auch ein Dilemma dar. Wie soll sich die Themis unter dieser Voraussetzung angemessen verhalten, wenn Betroffene ihrerseits vertrauliche Gesprächsinhalte möglicherweise missverständlich nach außen tragen?

Und natürlich, davon geht der BFFS aus, will und soll die Vertrauensstelle Themis keine Hilfe suchende Person – gegen ihren Willen! – zu irgendeinem Vorgehen drängen.

Aber Spekulationen haben im Moment keinen Sinn.

Der BFFS bietet Betroffenen, die möglicherweise bei der Themis, wie beschrieben, Erfahrungen gemacht haben, an und möchte sie ausdrücklich ermutigen, sich vertraulich an die Rechtsabteilung des BFFS zu wenden, um dort die erlebten Vorgänge streng vertraulich besprechen zu können. Fehler, die gegebenenfalls gemacht worden sind, müssen korrigiert werden. Und vor allem muss für die Zukunft sichergestellt sein, dass sie sich nicht wiederholen. Der BFFS sichert an dieser Stelle zu, dass Hilfesuchende nicht allein gelassen werden.

Der BFFS wird auch unverzüglich nach dem kommenden Feiertag (1. Mai) mit der Vertrauensstelle Themis Kontakt aufnehmen …

… und sie bitten, soweit ihre Verschwiegenheitspflicht es zulässt, zu den berichteten Sachverhalten zur Aufklärung beizutragen.

Kann sie generell ausschließen, dass sie Hinweisgeber*innen abrät, weitere Schritte zu unternehmen mit Begründungen wie „gegen einen so mächtigen Menschen“ könnten Betroffene „nur verlieren“? Unabhängig davon, ob Betroffene solche Hinweise anonym oder ohne konkrete Nennung der Beschuldigten geben?

Oder liegt die Betonung bei Beratungen in solchen Fällen eher darauf, sich nicht vorschnell an die Öffentlichkeit, sondern zunächst an die Vertrauensstelle zu wenden und sich erst dort gründlich beraten zu lassen?

Kann die Vertrauensstelle Themis überhaupt bestätigen oder womöglich widerlegen, dass sie schon vor Jahren im Zusammenhang der vom Spiegel geschilderten Vorfälle involviert gewesen ist?

Der BFFS ist sich sicher, dass die Themis die Berichterstattung um die Vorgänge der Produktion „Manta Manta – Zwoter Teil“ zum Anlass nehmen wird, den Beratungsablauf für Betroffene nochmals kritisch zu betrachten, mit dem Ziel, die Unterstützung der Hilfesuchenden bestmöglich sicherzustellen.