20241004 Mitgliederversammlung

Ordentliche Mitgliederversammlung des BFFS

Hans-Werner Meyer
4. Oktober 2024

Verhandlungen und Mitgliedsbeiträge

Am 27.09.2024 hat die ordentliche Mitgliederversammlung des BFFS per Zoom stattgefunden. Zum Standard einer solchen Verbandsveranstaltung gehören der Geschäftsbericht des Vorstands über das vergangene Geschäftsjahr (in diesem Fall des Jahres 2023) und die Abstimmung der Mitglieder über die Entlastung des Vorstands. Sie wurde einstimmig beschlossen. Daneben standen wieder die zahlreichen aktuellen Verhandlungen des BFFS auf der Tagesordnung. Nicht auf der Tagesordnung, aber ständig im Raum war die Frage nach der Anpassung der Mitgliedsbeiträge.

Die wichtigsten Themen waren:

Die KI-Doppelstrategie

Der BFFS verfolgt zum Schutz unseres Berufsstands vor den Gefahren Künstlicher Intelligenz (KI) eine Doppelstrategie:

Zum einen führt der BFFS – übrigens als erste deutsche Gewerkschaft überhaupt – mit der Arbeitgeberseite Tarifverhandlungen zum Einsatz von KI. Auch mit der Verwerterseite finden dazu Verhandlungen statt. Der BFFS möchte mit den Produktionsunternehmen und ihren Auftraggebern regeln, für welche konkreten Zwecke sie welche KI-Bearbeitungen mit uns Schauspieler*innen unter welchen Bedingungen bei Dreh- oder Synchronarbeiten vornehmen dürfen, oder eben nicht.

Zum anderen nimmt der BFFS, gemeinsam mit der Initiative Urheberrecht, Einfluss auf die politischen Entscheidungen auf nationaler und EU-Ebene, um auch KI-interne Prozesse zu regeln. Dazu gehören auch solche Prozesse, die von KI-Modellen aktiv betrieben werden, wie z.B. das maschinelle Lernen urheber- oder persönlichkeitsrechtlich geschützter Inhalte.

Ziel der Doppelstrategie des BFFS ist letztendlich, trotz des künftig wohl unvermeidlich zunehmenden Einsatzes von KI die Anzahl, die Qualität und die Vergütung unserer Schauspielarbeit zu bewahren.

Die Tarifverhandlungen um den NV Bühne und TV Gast

Der NV Bühne wurde von GDBA und BFFS fristgerecht gekündigt, um im Rahmen der derzeit stattfindenden Tarifverhandlungen verbesserte Bedingungen durchsetzen zu können – vor allem Arbeitszeitentlastungen und die Beseitigung unfairer Nicht-Verlängerungs-Regelungen. Die Kündigung von Tarifverträgen ist im Tarifgeschäft eine formale Selbstverständlichkeit und eigentlich keine Nachricht wert. Sie versetzt Gewerkschaften überhaupt erst in die Lage, mit der Arbeitgeberseite auf Augenhöhe verhandeln zu können. Darum kann der BFFS die Reaktion der Arbeitgeberorganisation nicht recht nachvollziehen. Denn der „Deutsche Bühnenverein“ hat als Antwort auf die Kündigung des NV Bühne die Verhandlungen eines anderen, bereits abschlussreifen Tarifvertrags für gastierende Künstler*innen erst einmal auf Eis gelegt, obwohl dieser „TV Gast“ mit der Kündigung des NV Bühne und seinen strittigen Punkten nichts zu tun hat. Der Deutsche Bühnenverein provoziert damit eine Situation, mit der sich der BFFS wie die GDBA natürlich nicht zufriedengeben wird.

TV-FFS-Verhandlungen

Zum Stand der Tarifverhandlungen im Dreh-Bereich war das Meinungsbild der Mitgliederversammlung gefragt.

Seit Oktober 2023 verhandeln der BFFS, ver.di und die Produktionsallianz (PA) über den Tarifvertrag für auf Produktionsdauer beschäftigte Film- und Fernsehschaffende (TV FFS).

In der achten Tarifrunde am 16. Juli wurde zu den meisten strittigen Themen ein Kompromiss erzielt und dieser in „Eckpunkten“ festgehalten. Diese Eckpunkte kommen den Forderungen der Gewerkschaften – zur Erhöhung der Einstiegsgage, zum eCasting, zur betrieblichen Altersvorsorge, zu Arbeitszeitverkürzungen fürs Team – weit entgegen. Außerdem ist ein Nachwuchsfilm-Tarifvertrag vereinbart, der auch die Gagen bei solchen Low-Budget-Filmen schützt. Darum wurde die „Eckpunkte“-Vereinbarung auch von ver.di und BFFS öffentlich begrüßt.

Dennoch hat die ver.di-Tarifkommission nachträglich, am 19. September, das Scheitern der Tarifverhandlungen erklärt. Sie hält die erzielten Arbeitszeitverkürzungen fürs Team im Vergleich zu ihrer Forderung einer 4-Tage-Woche noch für zu unzureichend.

Der BFFS-Vorstand ist anderer Auffassung. Sowohl die erzielten Erfolge der Eckpunkte wie etwa die betriebliche Altersvorsorge als auch die bisherigen tariflichen Errungenschaften wie etwa die Einstiegsgage sind für unseren Schutz unverzichtbar. Außerdem haben die Verhandlungen um den Einsatz von KI gerade für uns Schauspieler*innen eine existenzielle Bedeutung. Sie sollten unbedingt fortgesetzt werden. Darum lehnt der BFFS-Vorstand das Scheitern der Tarifverhandlungen ab und bat zu dieser Frage die Mitgliederversammlung um ein Meinungsbild. Die Abstimmung ergab eine hundertprozentige Unterstützung für die Haltung des Vorstands: Der BFFS soll die Verhandlungen nicht scheitern lassen, sondern fortzusetzen.

ARD- und ZDF-Verhandlungen

Sowohl die Verhandlungen mit der ARD und dem ZDF dauern an.

Bereits im Jahr 2022 hatte die ARD vertraglich zugesichert, mit dem BFFS „zeitnahe Gespräche“ über Folgevergütungen für die Mediathekennutzung zu führen. Die ARD konnte aber bislang aus internen Gründen dieses Versprechen nicht einhalten. Damit eine Verjährung unserer Ansprüche auf Folgevergütungen im Mediathekenbereich vermieden wird, verhandelt der BFFS und ARD derzeit um eine Interimslösung.

Mit dem ZDF verhandelt der BFFS um verbindliche Gemeinsame Vergütungsregeln (GVR). Mit diesen GVR will der BFFS ein Folgevergütungsmodell durchsetzen, das auf der bisherigen ZDF-Wiederholungshonorar-Systematik aufbaut, allerdings alle unsere fiktionalen Bereiche umfasst und zwischen BFFS und ZDF verbindlich sein soll.

Anpassung der BFFS-Mitgliedsbeiträge

In der Mitgliedsversammlung wurde wiederholt über eine fällige Erhöhung der Mitgliedsbeiträge gesprochen. Unter anderem in den Berichten des Steuerberaters und des Rechnungsprüfers des BFFS wurde deutlich, dass sich unsere Schauspielgewerkschaft ihre gegenwärtigen Mitgliedsbeiträge künftig so nicht mehr wird leisten können. Zum einen liegen sie weit unter den Größenordnungen der anderen (Künstler*innen-)Gewerkschaften ver.di, GDBA, VdO und Unisono. Zum anderen – das zeigen die aktuellen Verhandlungsaktivitäten und die des letzten Jahres – muss der BFFS quasi das Pensum von drei Gewerkschaften bewältigen. Während die GDBA sowie die VdO tariflich nur den Bühnenbereich und die ver.di FilmUnion überwiegend nur den Film-Fernseh-Sektor bearbeiten, führt unsere Schauspielgewerkschaft, Tarif- und andere Kollektivverhandlungen gleich für drei Bereiche: Bühne, Film-Fernsehen und Sprache-Synchron. Damit hat der BFFS enorme zeitliche, finanzielle und personelle Belastungen, die er nicht länger so wird tragen können – es sei denn, seine Mittel werden durch erhöhte Mitgliedsbeiträge deutlich gestärkt. Natürlich sorgt der erfreuliche kontinuierliche Anstieg der BFFS-Mitgliederzahlen für ein steigendes Beitragsvolumen. Allerdings bedeuten mehr Mitglieder auch mehr Beratungs- und Betreuungsanstrengungen, also mehr Kosten.

Bereits bei den Mitgliederversammlungen der vergangenen Jahre hat der Vorstand auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Mitgliedsbeiträge demnächst erhöhen zu müssen. Nicht zuletzt die Auswirkungen der Corona-Krise hatten den Vorstand bisher davon abgehalten, entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Jetzt allerdings hat der Vorstand sich vorgenommen, Pläne für eine baldige Beitragserhöhung zu erarbeiten.