Wolfram Weimer ist gesetzt als künftiger Kulturstaatsminister
Viele in unserer Kulturlandschaft reiben sich nun die Augen. Nein, die Persönlichkeit Wolfram Weimer als Kulturstaatsminister hatte niemand auf dem Zettel, schlicht, weil er bisher kulturpolitisch nicht in Erscheinung getreten ist.
Nun herrscht in unseren Kreisen oft ein etwas naives Bild über die „Machtfülle“ des Kulturstaatsministerpostens und die erforderliche Kompetenz für dieses Amt. Wenn es um Kultur geht, haben vor allem die Bundesländer die politische Hoheit. Allerdings in vielen zentralen Fragen, die die arbeits-, sozial- und urheberrechtliche Lage von uns Schauspieler*innen berühren, hat sehr wohl die Bundesregierung den Hut auf:
- Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) – wenn es um unsere arbeitsrechtlichen, arbeitslosen- und rentenversicherungsrechtlichen Belange geht. Das Ministerium wird von der SPD besetzt werden.
- Aber auch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) unter der Leitung von Nina Warken (CDU) – wenn speziell unsere Probleme mit der Krankenversicherung Thema sind.
- Das um den Bereich Bildung erweiterte Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) mit Karin Prien (CDU) an der Spitze – wenn es gilt, die noch längst nicht geglückte Gleichstellung auch unserer Schauspielkolleginnen in unserer Bühnen-, Film-Fernseh- und Synchronlandschaft voranzutreiben.
- Das Bundesministerium der Justiz (BMJ), das einer SPD-Persönlichkeit unterstehen wird – wenn unsere urheberrechtlichen, oder genauer, leistungsschutzrechtlichen Anliegen auf dem Spiel stehen, dazu gehört übrigens auch der Schutz vor dem Missbrauch Künstlicher Intelligenz …
- … für den wohl auch das neue Digitalministerium zuständig sein wird, das ebenfalls von einem überraschenden „Seiteneinsteiger“, von dem bisherigen Konzernchef der Media Markt Saturn-Mutter Ceconomy, Karsten Wildberger, geführt werden wird.
- Am Ende hängen alle Belange am Geld, auch unsere kulturellen, z. B. die geplanten Steueranreize für Film- und Fernsehproduktionen, die die zweite der drei Säulen der Filmförderpolitik bilden sollen. Damit landet alles beim Bundesministerium der Finanzen (BMF), das von Lars Klingbeil (SPD) verantwortet werden wird.
Die Kompetenz unseres künftigen Kulturstaatsministers misst sich nicht darin, ob er zuvor als Manager einer Rockband, als Realschullehrer, Philosoph, oder Journalist beruflich unterwegs war. Er wird im Interesse aller Kulturschaffenden umso erfolgreicher sein, je besser sein Draht zu den oben genannten Schlüsselministerien, zu den Verantwortlichen in den Bundesländern und natürlich zum kommenden Bundeskanzler, Friedrich Merz, sein wird. Er sollte unserer Kulturbranche zuhören und wird auf ihre Unterstützung angewiesen sein.
Ja, der Name Wolfram Weimer ist eine Überraschung. Unser Schauspielberuf lebt von Überraschungen und Neugier ist unsere Inspiration. In diesem Sinne möchte unsere Schauspielgewerkschaft ganz herzlich Wolfram Weimer zu seiner neuen Aufgabe gratulieren. Der BFFS freut sich auf die Zusammenarbeit mit ihm. Und natürlich wünschen wir ihm – auch in unserem eigenen Interesse – eine glückliche Hand.
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