Das Engagement des BFFS, dem Missbrauch Künstlicher Intelligenz (KI) nicht nur politisch, sondern auch dadurch zu begegnen, mit wichtigen Playern unserer Branche verbindliche Verträge abzuschließen, wird künftig noch entscheidender sein. Einen KI-Tarifvertrag hat der BFFS schon durchgesetzt als erste Gewerkschaft in Deutschland. Weitere KI-Verträge werden hoffentlich bald folgen – und folgen müssen.
Denn der politische Weg wird wohl steiniger:
1.) Angesichts der Weltlage wird die EU alles unternehmen (müssen), Zukunftstechnologien wie KI nach Europa zu holen, sie hier zu fördern und ihnen hier möglichst wenig Hemmnisse in den Weg zu legen.
2.) Die Zuständigkeit zur Umsetzung des europäischen EU-AI-Act wird in Deutschland künftig federführend nicht mehr im Justizministerium liegen, sondern laut dem aktuellen „Organisationserlass“ des gestern frisch vereidigten Bundeskanzlers Friedrich Merz im neuen Digitalministerium. Dieses Schlüsselministerium wird von dem Physiker und bisherigen MediaMarkt-Manager Karsten Wildberger geleitet werden. Vermutlich werden um ihn herum weniger juristisch beschlagene Bedenkenträger sitzen als im Justizministerium. Sie werden vermutlich unsere urheber- und persönlichkeitsrechtlichen Bedenken weniger teilen und eher auf die Chancen von KI setzen. Aber das werden wir ja sehen …
Jedenfalls gilt es für den BFFS zum Schutz seiner Mitglieder vor dem missbräuchlichen KI-Einsatz seine Vertragsstrategie zu verstärken.
Drei Dinge kommen für den BFFS hingegen nicht in Frage:
1.) Eine Gewerkschaft wird ihrer Verantwortung nicht gerecht, wenn sie ihre Mitglieder allein gegen Windmühlen kämpfen lässt. Wenn sie darauf baut, sie als Einzelkämpfer in die Schlacht gegen übermächtige Produzenten und Verwerter ziehen zu lassen, damit jede und jeder für sich allein z.B. KI-Verbotsklauseln in die Arbeitsverträge hereinverhandelt, oder andernfalls die Arbeit abzulehnen hat. KI-Verbotsklauseln, die noch dazu weitgehend wirkungslos bleiben werden, weil sie ohnehin Verbotenes nicht noch verbotener machen und nicht-vertragsbeteiligte Rechtsbrecher nicht abschrecken oder in Haftung nehmen können. Nein, eine Gewerkschaft wie der BFFS mit seinem hohen Organisationgrad muss dem einzelnen Mitglied die Last nehmen und den Kampf auf höherer Ebene führen.
2.) Unsere Angst als Schauspieler*innen vor KI-Missbrauch ist berechtigt und weit verbreitet. Ja, teilweise schlägt sie in Verzweiflung um. Unsere Gewerkschaft darf die reale KI-Gefahr und unsere Furcht davor nicht kleinreden. Aber sie darf sie schon gar nicht schüren, um dann vorzugaukeln, KI müsse oder könne wieder völlig aus unserem Leben verbannt werden. Der BFFS hat der Wahrheit ins Auge zu schauen und wird sie auch seinen Mitgliedern zumuten: KI wird kommen, ist schon da und wird bleiben, aber – und darin sieht der BFFS seine Bestimmung – nicht ohne uns!
Und 3.) Zuversicht verlieren – ist keine Option!

Heinrich Schafmeister, 1957 im Ruhrgebiet geboren, dort sozialisiert, wurde Straßen- und Rockmusiker, studiert an der Folkwang-Hochschule Schauspiel und arbeitet seit 1984 als Schauspieler. Er war seit Gründung des BFFS 17 Jahre lang dort im Vorstand zuständig für Sozialpolitik und Tarifverhandlungen und kümmert sich auch nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand als Bevollmächtigter um Tarifverhandlungen.