Zur vierten Verhandlungsrunde sind die Tarifverhandler*innen von BFFS und ver.di am 15. Januar mit den Vertreter*innen der Produzentenallianz in Berlin zusammengetroffen. Themen sollten sein, die Vorstellungen der Produzent*innen zu einer neuen Gagenstruktur und eine Fortsetzung des Gesprächs über einen von den Gewerkschaften BFFS und ver.di geforderten vorläufigen Verzicht von bestimmten weitreichenden KI-Anwendungen. Die Gewerkschaften hatten bereits im Dezember diese Forderungen erläutert:
Über alle zu regelnde Details der KI-Anwendungen, die uns Schauspieler*innen betreffen, soll in einer von beiden Seiten besetzten Arbeitsgruppe ausführlich gesprochen werden. Die Ergebnisse sollen dann in einer gesonderten Vereinbarung dem Manteltarifvertrag angehängt werden, aber eine viel kürzere Laufzeit als dieser bekommen, um der rasanten Entwicklung der KI-Technik gerecht zu werden. Die KI-Arbeitsgruppe wird eine ziemliche Fleißarbeit bewältigen müssen. Denn es muss an langer Katalog von denkbaren KI-Anwendungsfällen abgearbeitet werden. Und bei jedem dieser Fälle muss geklärt werden,
- ob und unter welchen Bedingungen er zulässig oder grundsätzlich verboten sein soll,
- inwieweit er uns Schauspieler*innen und möglicherweise dem Publikum transparent gemacht werden soll,
- ob er nur mit einer gesonderten Einwilligung der betreffenden Person gewährt werden kann
- und schließlich, ob er vergütet werden soll und – wenn ja – wie.
Diese Klärung wird natürlich einige Zeit in Anspruch nehmen. BFFS und ver.di wollen nun verhindert wissen, dass, während die Arbeitsgruppe tagt, bereits mit der neuen KI-Technik Schindluder getrieben wird und uns Schauspieler*innen ein Schaden entstehen könnte, der von niemandem mehr aus der Welt zu schaffen wäre.
Darum erwarten BFFS und ver.di von der Produzentenallianz eine Zusicherung, dass die Produktionsfirmen während der Beratungszeit der Arbeitsgruppe zumindest auf die für uns gefährlichsten KI-Anwendungen verzichten, die – nebenbei bemerkt – sowieso urheber- und vor allem persönlichkeitsrechtlich äußerst bedenklich sind.
Die Produzentenallianz befürwortet zwar, die KI-Anwendungsfälle in einer speziellen Arbeitsgruppe zu besprechen, will aber den Gewerkschaften nicht die geforderte Zusicherung geben, auf bestimmte KI-Anwendungen vorläufig zu verzichten.
Das ist schade. Denn die Produzentenseite wird von den Gewerkschaften keinen Tariffrieden bekommen, solange wir den ungeregelten Einsatz bestimmter für uns gefährlicher KI-Anwendungen fürchten müssen.
Zur neuen Gagenstruktur forderte der BFFS für die Schauspieler*innen eine signifikante Erhöhung der Einstiegsgage und die Einführung zusätzlicher Gagenuntergrenzen auch für solche Schauspielende, die bisher von der Einstiegsgage ausgenommen werden, wie z. B. für Schauspielschüler*innen oder Jugendliche unter 18 Jahren, sowie für Schauspieler*innen in hochfrequenten Fernseh- und Low-Budget-Kinoproduktionen.
Die anderen Gewerkschaftsforderungen zu den Themen eCasting, Intimacy Coordinator, Themis, Pensionskasse Rundfunk usw. wurden am 15. Januar zwar nicht behandelt, bleiben aber ein wichtiger Verhandlungsgegenstand.
Katharina Abt absolvierte ihre Schauspielausbildung an der Westfälischen Schauspielschule in Bochum. Seither arbeitet sie an Häusern im ganzen deutschsprachigen Raum. Außerdem wirkt sie in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit. Sie arbeitet auch als Schauspieldozentin und Sprecherin und lebt in Hamburg. Katharina Abt ist BFFS-Mitglied seit der ersten Stunde. In den letzten Jahren arbeitete sie als Redaktionsmitglied für den Schauspiegel des BFFS.