20240315 Artikel Vom Treffen Bffs Sag Aftra

Frühlingssonne

BFFS Geschäftsstelle
18. März 2024

Treffen zwischen BFFS und SAG AFTRA

In den USA war die SAG AFTRA einer der ersten Gewerkschaften, die KI zum Thema von Tarifverhandlungen gemacht hat. In Deutschland hat diese Vorreiterrolle unsere Schauspielgewerkschaft, der Bundesverband Schauspiel (BFFS) zusammen mit ver.di.

Seit dem großen Streik unserer Schauspielkolleg*innen in den USA im letzten Jahr stehen die SAG AFTRA und unser BFFS in immer engeren Kontakt. Für den vergangenen Freitag hatte sich die BFFS-Vorsitzende Leslie Malton zum ersten Mal mit Duncan Crabtree-Ireland, dem Chefverhandler der SAG AFTRA, in Berlin verabredet. Sie trafen sich bei Frühlingssonne und in Begleitung seines Mitarbeiters Jorge Aguirre, dem BFFS-Vorstand Hans-Werner Meyer und dem BFFS-Verhandlungsteam Bernhard F. Störkmann und Heinrich Schafmeister.

Auch wenn die gesetzliche Ausgangslage zum Schutz vor ungezügeltem und unverantwortlichen Einsatz von KI in den USA eine noch schwierigere als in Europa ist, teilen wir Schauspieler*innen hierzulande mit unseren Kolleg*innen in den USA die gleichen Sorgen, von der bedenkenlosen Anwendung der neuen Technologie – statt einen Kreativitätsschub erwarten zu dürfen – eher aus unserem Schauspielberuf gedrängt zu werden. Angesichts der düsteren Aussichten, wie der Einsatz von KI sich auf die Synchronbranche auswirkt, dürfen wir uns keiner Illusion hingeben. Wir brauchen dort und in der Film- und Fernsehbranche neben den gesetzlichen auch dringend flankierende kollektive Regelungen. Darum nimmt das Thema bei den gegenwärtigen Tarifverhandlungen des BFFS einen hohen Stellenwert ein – eine komplizierte Gratwanderung: Die Risiken müssen gemindert und gleichzeitig die kreativen Chancen eröffnet sowie die Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche gesichert werden.

Denn bricht KI wie eine Sturzgeburt über uns herein, ist nicht nur unser Schauspielberuf in Gefahr, sondern auch das Geschäftsmodell unserer Synchron- wie Film- und Fernsehproduzent*innen. Warum sollten in Zukunft die übermächtigen Sender und Streamer die Dienste unserer Produktionsfirmen in Anspruch nehmen, wenn diese, um sich gegenseitig zu unterbieten, zunehmend auf die Hilfe von KI-Firmen zurückgreifen? Die Auftraggeber werden ab einem bestimmten Zeitpunkt überlegen, sich diesen Umweg über die klassischen Produktionsfirmen und einen großen Teil der Herstellungskosten zu sparen, indem sie ihre Filme, Reihen und Serien direkt von KI-Firmen fertigen lassen. Dann sind nicht nur wir Schauspieler*innen und unsere Kolleg*innen hinter der Kamera, sondern auch unsere Produzent*innen raus aus dem Geschäft.

KI war am Freitag und wird natürlich auch künftig nicht das einzige Thema sein, das unsere Schauspielgewerkschaft mit ihrer großen amerikanischen Schwestergewerkschaft auf höchster Ebene erörtert. Wie können sich beide Gewerkschaften gegenseitig unterstützen, die großen sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen für unseren Schauspielberuf zu meistern? Damit wir beruflich nicht in einen dunklen Winter schauen müssen, sondern uns Hoffnung auf etwas Frühlingsonne machen dürfen. Fest vereinbart ist, den fruchtbaren Austausch zwischen SAG AFTRA und BFFS zu vertiefen.