Unruhe über die Systemumstellung der GVL

BFFS Geschäftsstelle
5. November 2011

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Umstellung des GVL-Verteilungssystems hat verständlicherweise bei vielen Kollegen großes Unbehagen, Sorgen und Ängste ausgelöst.

Wir mussten uns wie alle anderen wichtigen Künstlerverbände und auch die GVL selbst zähneknirschend vom alten, einfachen GVL Verteilungssystem verabschieden.

Die Beschwerden konkurrierender europäischer Verwertungsgesellschaften vor der EU-Kommission, allen voran die der französischen ADAMI, und ihre immer höheren Abschlagsforderungen in Millionenhöhe gegenüber der GVL, die damit begründet wurden, dass deren System nicht kompatibel sei, ließen keine andere Wahl.

Zusätzliche Verwirrung und Unruhe kam dann durch eine Stellungnahme des Deutschen Patent- und Markenamtes (DPMA) gegenüber der GVL auf. Das DPMA wurde tätig, nachdem sich der IDS dort beschwert hatte, mit dem Ziel, dass ARTSYS-System grundsätzlich zu verhindern. Berücksichtigt man, dass die GVL während der Entwicklungsphase immer wieder die Verbände der Branche konzeptionell eingebunden hat, und vergegenwärtigt man sich, dass die 1. Stellvertretende Vorsitzende des IDS im Beirat der französischen Konkurrenzgesellschaft ADAMI sitzt, die für die Systemumstellung mit verantwortlich ist, so erscheint das Verhalten des IDS in befremdlichem Licht.

Zur Beruhigung vorweg:

Eine Verteilungsausschüttung, die durch das Schreiben des IDS gefährdet schien, wird wenigstens für dieses Jahr nicht verzögert, sondern wie geplant stattfinden.

Darüber hinaus wird der BFFS dafür Sorge tragen, dass die durch das Schreiben des IDS erzeugten Missverständnisse schnellstmöglich ausgeräumt werden.

Hier findet ihr eine Zusammenfassung der GVL-Position.

Der BFFS wird sich weiter dafür engagieren, dass nach der erzwungenen Umstellung auch in Zukunft eine gerechte, praktikable und ergiebige Verteilung gewährleistet wird.

Denn wir alle haben verständlicherweise Sorgen.

Als gäbe es nicht genug Probleme, erleben wir eine Vielzahl von Angriffen auf unsere gesetzlich verankerten Ansprüche aus Zweitverwertungen.

Von den Begehrlichkeiten der Musikindustrie haben wir berichtet, mit dem „Zweiten Korb“ zum Urheberrechtsgesetz entfiel die Regelung der Vergütung durch den Gesetzgeber. Die Verwertungsgesellschaften müssen sich seitdem, oft erfolglos, in mühsamen Verhandlungen mit den Geräte- und Speichermedienherstellern auf angemessene Vergütungen einigen. Ein weiterer Skandal besteht darin, dass Vergütungen teilweise jahrelang einfach nicht gezahlt werden und in kostspieligen und langwierigen Gerichtsverfahren durchgesetzt werden müssen. Mittlerweile führt die GVL ca.140 Gerichtsverfahren. Und kein Mensch weiß, was bei der erzwungenen nutzungsbezogenen Vergütung letztlich an Ausschüttungen für den Einzelnen herauskommt.

Was aber bereitet uns in der Praxis mit der Systemumstellung am meisten Kopfzerbrechen?

Einerseits die vielen Kinderkrankheiten, mit denen das neue System noch behaftet ist, andererseits aber wohl vor allem der Berg an Arbeit, das eigene Lebenswerk nachträglich aufzuarbeiten und in ARTSYS einzutragen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, dies ist – ohne Frage ‒ eine Heidenarbeit.

Doch wir müssen uns immer wieder vor Augen halten: Alle vergangenen Produktionen, in denen wir vor 2010 mitgewirkt haben, sind bereits abschließend nach dem alten, honorarbasierten System vergütet worden! Dies in einer Höhe, die es für zukünftige neue Produktionen gar nicht mehr geben wird, weil sie nur noch einen Teil des „gesendeten Kuchens“ darstellen.

Wir haben es nur der Systemumstellung zu verdanken, dass plötzlich ein erneuter Anspruch auf Vergütung für diese Alt-Produktionen entsteht – wenn sie wiederholt werden. Ein Bonus quasi, für den wir allerdings leider eine Menge Arbeit aufbringen müssen.

Wenn man von der Aufarbeitung des „Altbestands“ einmal absieht und in die Zukunft blickt, die Kinderkrankheiten vorüber sind und das System sich durch konstruktive Weiterentwicklung zunehmend verbessert und vereinfacht, wird man feststellen, dass die Meldung neuer Film- und Fernsehwerke, an denen wir mitgewirkt haben, eher einfacher wird als früher.

Aber bis dahin besteht wohl keine Gefahr, dass dem BFFS die Arbeit ausgeht 🙂

Euer BFFS-Vorstand