Verkürzung der Maximalarbeitszeit schützt nicht vor Qualitätsverlust im deutschen Film - BFFS zum Tarifabschluss für die Filmschaffenden

BFFS Geschäftsstelle
8. Januar 2010

Nach fünf Verhandlungsrunden haben sich die Allianz der Produzenten und Verdi auf einen Tarifabschluss für die Filmschaffenden geeinigt. Darin festgelegt ist eine Maximalarbeitszeit für die Mitarbeiter hinter der Kamera von 13 Stunden am Tag und eine zweistufige Erhöhung der Tariflöhne ab Januar 2010 um 1,75 %, ab 2011 um 2%. Der BFFS weist darauf hin, dass die Gagen von Schauspielern und ihre speziellen Arbeitsbedingungen nicht Gegenstand der Verhandlungen waren und warnt im Interesse der Qualität vor der zunehmenden Verringerung von Budgets und Drehtagen für Filme, Reihen und Serien.

Anlässlich des Tarifabschlusses fordert der BFFS Sender und Produzenten auf, die Maximalarbeitszeit von 13 Stunden nicht als Anreiz zu sehen, bei der Kalkulation fiktionaler Formate das Budget und die Anzahl der Drehtage weiter zu verringern. „Verdi zeigt Verständnis für die wirtschaftlich schwierige Situation der Produzenten und ist bemüht, mit Begrenzung der Maximalarbeitszeit die Gesundheit des Teams hinter der Kamera zu schützen“, kommentiert Hans-Werner Meyer, Vorstandsmitglied des BFFS, „das ist grundsätzlich nachvollziehbar, aber vielmehr stellt sich die Frage: Wie schützen wir den Wert unserer Arbeit?“

Nach Ansicht des Bundesverbandes kann die fatale Entwicklung des ständig zunehmenden Drehvolumens pro Drehtag durch eine Maximalarbeitszeit nicht wirklich eingedämmt werden. „Der Elefant passt einfach nicht in die Keksdose“, spitzt Hans Werner Meyer die aktuelle Situation zu. „Wenn in Zukunft ein 16-Stunden-Programm in 13 Stunden abgedreht werden muss, dann werden Schauspielerproben weiter eingeschränkt und andere Qualitätsstandards aufgegeben“, befürchtet der Schauspieler.

Der Bundesverband weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Zuschauer die gute oder schlechte Qualität eines filmischen Produkts zumeist den Schauspielern anhängen. „Wir können nicht unsere Rollen spielen und gleichzeitig rüberbringen: Entschuldigen Sie, liebes Publikum, wir hatten keine Zeit für anständiges Licht, ausreichend Proben, eine ausgeschlafene Regie, weil die Sender immer weniger Geld ausgeben,“ so Meyer.

Der BFFS, der mit seinen über 1.200 Film- und Fernsehschauspielern den mitgliedsstärksten Berufsverband unter den Filmschaffenden darstellt, erwartet, dass Qualität und Wirtschaftlichkeit der Filme, Reihen und Serien wieder in ein vernünftiges Verhältnis gebracht werden. „Wir wollen, dass unsere Arbeit zu Recht von den Zuschauern wertgeschätzt werden kann und dass an der Wertschöpfung alle Filmschaffenden – auch die Schauspieler – gerecht beteiligt sind“, fasst Hans-Werner Meyer zusammen. Der Bundesverband kündigt daher an, mit Sendern und Produzenten über alle wichtigen Qualitätsaspekte von Film- und Fernsehproduktionen zu reden – auch über die Höhe und Art der Schauspielervergütung.

Der BFFS – Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler e.V.

Der BFFS vertritt die Interessen der Film- und Fernsehschauspieler in Deutschland. Seit seiner Gründung im April 2006 stellt der Bundesverband mit rund 1.200 Mitgliedern heute den größten Interessenverband der nationalen Film- und Fernsehindustrie.

Hauptanliegen ist eine erfolgreiche und im internationalen Kontext konkurrenzfähige Film- und Fernsehindustrie mit transparenten und fairen Regeln für alle Beteiligten. In dem Bewusstsein, dass Schauspieler Rückgrat und Gesicht einer wichtigen Branche mit hohem Zukunftspotential sind, pflegt der Bundesverband eine enge Vernetzung mit Politik, Sendern, Produzenten und anderen Filmverbänden.

Zu den Zielen des BFFS zählen die Schaffung fairer Arbeitsbedingungen und verlässlicher sozialer Standards, sowie die Förderung, Ermöglichung und der Schutz künstlerischer Qualität in Ausbildung und Produktion.