20221010 Artikel Nv Bühne Tarifverhandlungen

Weitere Verhandlungen zum NV Bühne

Heinrich Schafmeister
13. Oktober 2022

Am letzten Montag, den 10 September, trafen sich die Tarifparteien, Deutscher Bühnenverein, Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (GDBA), Vereinigung deutscher Opern- und Tanzensembles (VdO) und unser Bundesverband Schauspiel (BFFS) in der Frankfurter Oper zum Auftakt weiterer NV-Bühne-Verhandlungsrunden.

Erst im Juni hatten die Tarifparteien, zu denen seitdem auch unser BFFS gehört, für die Beschäftigten an deutschen Bühnen einen großen Fortschritt erzielt. Die Mindestvergütungen werden im Laufe eines Jahres stark ansteigen, und zwar so viel wie bzw. sogar mehr als in den zurückliegenden 30 Jahren.

Die Tarifparteien planen aber noch weitere Schritte und im nächsten Schritt kümmern sie sich um alle Fragen rund um den Umfang und die Bemessung unserer Theaterarbeit und die damit verbundenen Arbeitszeitregelungen: Welcher Umfang soll für eine Stelle die Regel sein? Wie können Arbeitszeitregelung verlässlich und fair gestaltet werden? Dazu wird derzeit zunächst erörtert, für welche Berufsgruppen die Arbeit nach welchen Kriterien gemessen werden kann? Was bedeutet dies für den Abschluss von Teilzeitverträgen? Wie kann unsere Theaterarbeit so strukturiert werden, dass die Theater für die Durchführung ihrer Spielpläne genügend Flexibilität behalten, für uns aber vor allem nach Phasen der Überanstrengung baldige Phasen der Regeneration sichergestellt werden können und wir für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf genügend planbare Freiräume gewinnen? Dabei gilt es, ungewollte Anreize zum Missbrauch zu vermeiden?

Bei all diesen Fragen stehen sowohl die Seite der Theater als auch unsere Gewerkschaften noch ganz am Anfang. Natürlich kann unsere künstlerische Arbeit nicht einfach mit der Stechuhr betrachtet werden. Allein schon deswegen nicht, weil viele unserer Zusatz-, Vor- und Nachbereitungsarbeiten zwar von der Theaterleitung verlangt, aber von ihr nicht zeitlich oder örtlich im Theater disponiert, sondern von uns zuhause erledigt werden. Trotzdem oder gerade deswegen: Der Umfang unserer künstlerischen Gesamtarbeit muss bemessen und wo nötig auch eingrenzt werden. Dafür liegen verschiedene Modelle auf dem Tisch, die zurzeit unter den Tarifparteien diskutiert und von allen Seiten beleuchtet werden.

Der Deutsche Bühnenverein vertritt die Theaterleitungen sowie ihre Rechtsträger und damit Interessen, die denen der Gewerkschaften gegenüberstehen. Aber auch diese gehen entsprechend ihrer Mitgliederstrukturen etwas unterschiedlich an die Fragen heran. Die GDBA hat den Anspruch alle Bühnengewerke zu vertreten, die VdO hat einen besonderen Blick auf die Opernchor- und Tanzensembles und unser BFFS auf die spielzeitverpflichteten und gastierenden Schauspieler*innen. Seit den letzten Monaten findet unter den Gewerkschaften ein immer intensiverer Austausch statt. Dadurch lernen sie sich besser kennen, können ihre verschiedenen Standpunkte besser aufeinander abstimmen und ziehen an einem Strang. Und davon profitieren letztlich alle Bühnenangehörigen.